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Raven Coloured Progressive Matrices

Abkürzung: CPM

Die Coloured Progressive Matrices (CPM) von John C. Raven sind eine Variante der Standard Progressive Matrices (SPM) für den unteren Leistungsbereich. Sie sind insbesondere für den Einsatz bei jüngeren Kindern etwa bis zum Alter von 12 Jahren und bei kognitiv wenig leistungsfähigen Erwachsenen gedacht. Raven1) entwickelte sie durch die Erweiterung der SPM-Skalen A und B durch eine Skala AB, die im Schwierigkeitsgrad zwischen A und B liegt.

Die CPM werden in TDB2Online besprochen, weil sie gelegentlich bei alten Erwachsenen, insbesondere auch bei solchen mit einer beginnenden Demenz, angewendet werden. Über eine Transformation in SPM-Werte ist eine Auswertung in der TDB2Online-App möglich.

Die CPM bestehen aus den drei Serien A, Ab und B, die jeweils 12 farbige Aufgaben enthalten. Die Aufgaben bestehen wie bei den SPM aus unvollständigen geometrischen Figuren oder Mustern, die aus jeweils sechs Antwortalternativen (multiple choice) ergänzt werden sollen. Der Test kann mittels eines Testheftes (mit Durchschreibeantwortbogen) vorgelegt werden oder in der „Board-Form“, die das Einfügen der Antwortmöglichkeiten nach Art eines Puzzels erlaubt. Raven sah beide Formen, bis auf die Anwendung bei sehr jungen Kindern und spezifischen klinischen Gruppen, als äquivalent an.

Die derzeit aktuelle Versione des Originalverfahrens ist 1998 erschienen.2) Nach Verlagswechsel und Fusion wird es in unveränderter Form zur Zeit von Pearson Assessment in San Antonio, TX, produziert und vertrieben. Es enthielt zum ersten Mal auch eine Parallelform zur Standardform der CPM.

In Deutschland erschienen die CPM zuerst 1978 in einer Bearbeitung durch Schmidtke, Schaller und Becker.3) Für diese Edition wurden sehr systematisch Normen für Kinder im Alter zwischen 5 und 11 Jahren erhoben. Im Rahmen der Gesamtausgabe der Raven-Tests durch den Swets Test Service (später Harcourt Test Service, jetzt Pearson Assessment & Information GmbH, alle in Frankfurt/Main) erschienen 2002 die CPM in der Bearbeitung von Bulheller und Häcker4) Das ist die derzeit aktuelle deutsche Version. Sie enthält Normen von 1998 und 1999 aus Frankreich und Deutschland für Kinder zwischen knapp 4 und knapp 12 Jahren.

Aktuell wird diese Version von Pearson Assessment & Information in Frankfurt verlegt. Sie ist direkt dort oder über die Testzentralen in Deutschland oder der Schweiz zu beziehen. Zur Durchführung der CPM braucht man entweder eines der Testhefte (Standard- oder Parallelform) und den zugehörigen Antwortbogen oder die Puzzle-Form. Eine zumindest kursorische Kenntnisnahme des Inhalts des deutschen CPM-Manuals5) ist notwendig. Zusätzlich empfehlen die Testautoren die Lektüre des Grundlagenmanuals zu den Matrizentests von Raven6).

Die CPM sind als Einzel- oder Gruppentest verwendbar. Der Test ist ein reiner Power-Test ohne Zeitbegrenzung.

Die Ermittlung der Testrohwerte erfolgt analog zu den SPM. Die höchste zu erreichende Punkzahl beträgt 36.

Die CPM sind für den unteren kognitiven Leistungsbereich gedacht und bestehen deshalb aus den beiden leichten Serien A und B der SPM, ergänzt durch eine in der Schwierigkeit dazwischen liegende Serie AB. In allen englischen Testmanualen zu den Raven-Tests und auch im aktuellen deutschen CPM-Manual7) ist eine Transformationstabelle enthalten, mit der man CPM-Rohwerte in SPM-Rohwerte umrechnen kann. Die so umgerechneten SPM-Rohwerte lassen sich dann im TDB2Online-Profil darstellen. Abbildung 1 zeigt eine graphische Version der Umrechnungstabelle, die zugleich beide Rohwerte den Leistungen junger Erwachsener zuordnet.


raven_cpm_vergleich_cpm-spm.gif

Abbildung 1: Leistungswerte für SPM- und CPM-Rohwerte


An dieser Abbildung lässt sich gut erkennen, dass die CPM tatsächlich nur in einem sehr niedrigen Leistungsbereich eine vernünftige Differenzierungsfähigkeit aufweisen.

Im deutsprachigen Raum existieren nur Normuntersuchungen an Kindern, keine bei (älteren) Erwachsenen. Auch international ist die Datenlage bei Erwachsenen sehr mager. Es gibt einige kleinere Studien, die im englischen CPM-Manual erwähnt werden, allerdings so knapp, dass eine Wertung kaum möglich ist. Umfangreicher ist eine italienische Normierungsuntersuchung an einer Zufallsstichprobe von 894 gesunden Erwachsenen im Alter von 20 bis 79 Jahren8). Von dieser Studie gibt es keine Perzentilwerte wie sonst üblich, aber altersbezogene Mittelwerte und Standardabweichungen. Will man wissen, wie die Probanden in dieser Untersuchung im Vergleich zu den SPM-Normierungsuntersuchungen abschneiden, kann man ihre Mittelwerte in SPM-Werte transformieren und sie dann in das Diagramm einzeichnen, das die Altersverläufe der SPM-Normen darstellt. Abbildung 2 zeigt diese Daten.


**Abbildung 2: Mittlere SPM-Rohwerte im Altersverlauf für ausgewählte SPM-Studien und für die umgerechneten CPM-Rohwerte von Measso et al., 19939).


Es fällt auf, dass die Probanden in der italienischen Studie extrem weit unter den beiden angloamerikanischen Studien liegen und auch noch sehr weit unter den belgischen Normen. Teilweise liegen sie sogar noch unter den Ergebnissen der französischen Arbeiter (Näheres zu diesen Stichproben steht in dem Dokumentationstext zu den SPM). Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass in dem Diagramm bei der italienischen Studie Mittelwerte, sonst aber Mediane eingetragen sind. Gerade bei den CPM ist mit sehr asymmetrischen Verteilungen zu rechnen, weil die Differenzierungsfähigkeit im oberen Bereich gestutzt ist. Dies wird auch dazu geführt haben, dass die Mittelwerte hier niedriger ausgefallen sind.

Für die meisten Anwendungszwecke bei Erwachsenen wird man besser die SPM als die CPM anwenden. Dieser Punkt ist ausführlicher in einem Abschnitt des Dokumentationstexts zu den APM behandelt, der zum Anwendungsbereich der drei Versionen Stellung nimmt und Daten dazu zeigt.


1)
Raven, J. C. (1956). Guide to using the Coloured Progressive Matrices, sets A, Ab, B. London: Lewis.
2)
Raven, J., Raven, J. C. & Court, J. H. (1998). Coloured Progressive Matrices. 1998 Edition. Introducing the parallel version. Oxford: Oxford Psychologists Press.
3)
Schmidtke, A., Schaller, S. & Becker, P. (Hrsg.) (1978). Coloured Progressive Matrices von J. C. Raven, J. Court & J. Raven Jr. Weinheim: Beltz Test Gesellschaft.
4) , 5)
Bulheller, S. & Häcker, H. (Hrsg.) (2002) Manual zu Raven's Progressive Matrices und Vocabulary Scales von J. C. Raven, J. Raven und J. H. Court: Coloured Progressive Matrices, mit der Parallelform des Tests und der Puzzle-Form. Frankfurt/Main: Harcourt Test Services.
6)
Häcker, H. & Bulheller, S. (Hrsg.) (1998) Manual der Progressiven Matrizen- und Wortschatztests von John Raven. Teil 1: Grundlagen. Frankfurt: Swets Test Services
7)
Bulheller, S. & Häcker, H. (Hrsg.) (2002) Manual zu Raven's Progressive Matrices und Vocabulary Scales von J. C. Raven, J. Raven und J. H. Court: Coloured Progressive Matrices, mit der Parallelform des Tests und der Puzzle-Form. Frankfurt/Main: Harcourt Test Services. Seite 63
8) , 9)
Measso, G., Zappala, G., Cavarzeran, F., Crook, T. H., Romani, L., Pirozzolo, F. J., Grigoletto, F., Amaducci, L. A., Massari, D. & Lebowitz, B. D. (1993). Raven’s colored progressive matrices: a normative study of a random sample of healthy adults. Acta Neurologica Scandinavica, 88, 70-74.
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