dokumentation:montreal_cognitive_assessment

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 ===== Hintergrund ===== ===== Hintergrund =====
  
-Das //Montreal Cognitive Assessment// ist ein kognitives Screening-Instrument, das von Ziad Nasreddin konzipiert und 2005 in einem Zeitschriftenaufsatz vorgestellt wurde.((Nasreddine, Z. S., Phillips, N. A., Bedirian, V., Charbonneau, S., Whitehead, V., Collin, I., . . . Chertkow, H. (2005). The Montreal Cognitive Assessment, MoCA: A brief screening tool for mild cognitive impairment. //Journal Of The American Geriatrics Society, 53(4)//, 695-699. doi:10.1111/j.1532-5415.2005.53221.x)) Das Verfahren dient der Differenzierung unterschiedlicher Schweregrade einer neurokognitiven Störung im Sinne von DSM-5. Die ansonsten für diesen Anwendungszweck häufig verwendete //Mini Mental State Examination (MMSE)// erlaubt zwar eine hinreichend gute Differenzierung in den unteren Leistungsbereichen, also bei mittleren und schweren Störungen. Im oberen Leistungsbereich, insbesondere bei der Unterscheidung einer leichten neurokognitiven Störung ("mild cognitive impairment", MCI)((Petersen R. C., Smith, G. E., Waring S. C. et al. (1999). Mild cognitive impairment. Clinical characterization and outcome. //Archives of Neurology, 56//, 303–308. doi:10.1001/archneur.56.3.303)) vom neurokognitiv gesunden Bereich, misst sie aber relativ grob. Mit dem MoCA wollte Nasreddine speziell für diesen Anwendungsbereich eine Alternative zur MMSE schaffen. Der Messbereich des MoCA entspricht im Wesentlichen dem der MMSE, also einem sehr breiten Bereich zwischen "extrem beeinträchtigt" (0-5 Punkte) und "unauffällig" (26-30 Punkte) und eignet sich damit für die angestrebte Stadieneinteilung der geistigen Leistungsfähigkeit über einen sehr weiten Bereich. Am häufigsten wird es eingesetzt zur schnellen Abschätzung der kognitiven Leistungsfähigkeit von Patienten mit beginnender Demenz oder leichter kognitiver Störung. Im Sinne einer Stadieneinteilung erfüllt es diesen Zweck auch, für eine differenzierte Sicht auf einzelne Störungsbereiche braucht es komplexere Verfahren. Im Jahr 2000 erschienen knapp 900 wissenschaftliche Untersuchungen, in denen das MoCA angewendet wurde (zum Vergleich: beim MMSE waren es rund 1500). Die Anwendungstendenz des MoCA ist steigend. +Das //Montreal Cognitive Assessment// ist ein kognitives Screening-Instrument, das von Ziad Nasreddin konzipiert und 2005 in einem Zeitschriftenaufsatz vorgestellt wurde.((Nasreddine, Z. S., Phillips, N. A., Bedirian, V., Charbonneau, S., Whitehead, V., Collin, I., . . . Chertkow, H. (2005). The Montreal Cognitive Assessment, MoCA: A brief screening tool for mild cognitive impairment. //Journal Of The American Geriatrics Society, 53(4)//, 695-699. doi:10.1111/j.1532-5415.2005.53221.x)) Das Verfahren dient der Differenzierung unterschiedlicher Schweregrade einer neurokognitiven Störung im Sinne von DSM-5. Die ansonsten für diesen Anwendungszweck häufig verwendete //Mini Mental State Examination (MMSE)// erlaubt zwar eine hinreichend gute Differenzierung in den unteren Leistungsbereichen, also bei mittleren und schweren Störungen. Im oberen Leistungsbereich, insbesondere bei der Unterscheidung einer leichten neurokognitiven Störung ("mild cognitive impairment", MCI)((Petersen R. C., Smith, G. E., Waring S. C. et al. (1999). Mild cognitive impairment. Clinical characterization and outcome. //Archives of Neurology, 56//, 303–308. doi:10.1001/archneur.56.3.303)) vom neurokognitiv gesunden Bereich, misst sie aber relativ grob. Mit dem MoCA wollte Nasreddine speziell für diesen Anwendungsbereich eine Alternative zur MMSE schaffen. Der Messbereich des MoCA entspricht im Wesentlichen dem der MMSE, also einem sehr breiten Bereich zwischen "extrem beeinträchtigt" (0-5 Punkte im MoCA) und "unauffällig" (26-30 Punkte) und eignet sich damit für die angestrebte Stadieneinteilung der geistigen Leistungsfähigkeit über einen sehr weiten Bereich. Am häufigsten wird es eingesetzt zur schnellen Abschätzung der kognitiven Leistungsfähigkeit von Patienten mit beginnender Demenz oder leichter kognitiver Störung. Im Sinne einer Stadieneinteilung erfüllt es diesen Zweck auch, für eine differenzierte Sicht auf einzelne Störungsbereiche braucht es komplexere Verfahren. Im Jahr 2000 erschienen knapp 900 wissenschaftliche Untersuchungen, in denen das MoCA angewendet wurde (zum Vergleich: beim MMSE waren es rund 1500). Die Anwendungstendenz des MoCA ist steigend. 
  
  
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 Die oben schon erwähnte Studie von **Kenny et al. (2013)**((Kenny, R. A., Coen, R. F., Frewen, J., Donoghue, O. A., Cronin, H., & Savva, G. M. (2013). Normative values of cognitive and physical function in older adults: Findings from The Irish Longitudinal Study on Ageing. //Journal Of The American Geriatrics Society, 61//, S279-S290. doi:10.1111/jgs.12195)) basiert auf "The Irish Longitudinal Study on Ageing" (TILDA). Hier wurde eine landesweite Zufallsstichprobe von zuhause lebenden Personen befragt (N=5802). In dieser Studie wurden ebenfalls kranke Personen ausgeschlossen, allerdings weniger strikt als in anderen Studien. Ein Ausschlusskriterium basierte zum Beispiel auf der MMSE und schloss lediglich Personen mit einem Rohwert unter 10 aus. Personen mit einer leichteren Demenz konnten also schon in die Stichprobe gelangen. TILDA rechnet mit komplexen Modellen. Die Tabelle 3 der Arbeit gibt die nach Modell geschätzten Erwartungswerte für die Perzentile 5, 10, 25, 50, 75, 90 und 95 sowie Mittelwerte und Standardabweichungen für drei Bildungs- und 8 Altersstufen wieder. In einer weiteren Studie der Arbeitsgruppe (Kearney et al., 2011)((Kearney, P. M., Cronin, H., O'Regan, C., Kamiya, Y., Savva, G. M., Whelan, B., & Kenny, R. (2011). Cohort profile: The Irish Longitudinal Study on Ageing. //International Journal of Epidemiology, 40(4)//, 877-884. doi:10.1093/ije/dyr116)) sind die notwendigen demographische Daten enthalten, die es möglich machen, die Daten innerhalb der Altersgruppen gewichtet auf die gesamte untersuchte Stichprobe hochzurechnen. Die oben schon erwähnte Studie von **Kenny et al. (2013)**((Kenny, R. A., Coen, R. F., Frewen, J., Donoghue, O. A., Cronin, H., & Savva, G. M. (2013). Normative values of cognitive and physical function in older adults: Findings from The Irish Longitudinal Study on Ageing. //Journal Of The American Geriatrics Society, 61//, S279-S290. doi:10.1111/jgs.12195)) basiert auf "The Irish Longitudinal Study on Ageing" (TILDA). Hier wurde eine landesweite Zufallsstichprobe von zuhause lebenden Personen befragt (N=5802). In dieser Studie wurden ebenfalls kranke Personen ausgeschlossen, allerdings weniger strikt als in anderen Studien. Ein Ausschlusskriterium basierte zum Beispiel auf der MMSE und schloss lediglich Personen mit einem Rohwert unter 10 aus. Personen mit einer leichteren Demenz konnten also schon in die Stichprobe gelangen. TILDA rechnet mit komplexen Modellen. Die Tabelle 3 der Arbeit gibt die nach Modell geschätzten Erwartungswerte für die Perzentile 5, 10, 25, 50, 75, 90 und 95 sowie Mittelwerte und Standardabweichungen für drei Bildungs- und 8 Altersstufen wieder. In einer weiteren Studie der Arbeitsgruppe (Kearney et al., 2011)((Kearney, P. M., Cronin, H., O'Regan, C., Kamiya, Y., Savva, G. M., Whelan, B., & Kenny, R. (2011). Cohort profile: The Irish Longitudinal Study on Ageing. //International Journal of Epidemiology, 40(4)//, 877-884. doi:10.1093/ije/dyr116)) sind die notwendigen demographische Daten enthalten, die es möglich machen, die Daten innerhalb der Altersgruppen gewichtet auf die gesamte untersuchte Stichprobe hochzurechnen.
  
-Die Studie von **Narasaki et al. (2013)**((Narazaki, K., Nofuji, Y., Honda, T., Matsuo, E., Yonemoto, K., & Kumagai, S. (2013). Normative data for the Montreal Cognitive Assessment in a Japanese community-dwelling older population. //Neuroepidemiology, 40(1)//, 23-29. doi:10.1159/000339753)) richtete sich an alle Einwohner der japanischen Stadt Sasaguri, die über 64 Jahre alt waren und nicht in einem Heim wohnten, insgesamt 4979 Personen. Auch diese Studie ist Teil einer größeren Kohortenstudie. Nach einer schriftlichen Kontaktaufnahme machten 1977 Personen beim MoCA gültig mit. Die Personen wurden nicht klinisch untersucht, Ausschlüsse wegen Demenz erfolgten auf Grund von Selbstauskünften. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 der Arbeit in überlappenden 10-Jahres-Klassen berichtet, lassen sich aber linear auf 5-Jahresklassen interpolieren.+Die Studie von **Narazaki et al. (2013)**((Narazaki, K., Nofuji, Y., Honda, T., Matsuo, E., Yonemoto, K., & Kumagai, S. (2013). Normative data for the Montreal Cognitive Assessment in a Japanese community-dwelling older population. //Neuroepidemiology, 40(1)//, 23-29. doi:10.1159/000339753)) richtete sich an alle Einwohner der japanischen Stadt Sasaguri, die über 64 Jahre alt waren und nicht in einem Heim wohnten, insgesamt 4979 Personen. Auch diese Studie ist Teil einer größeren Kohortenstudie. Nach einer schriftlichen Kontaktaufnahme machten 1977 Personen beim MoCA gültig mit. Die Personen wurden nicht klinisch untersucht, Ausschlüsse wegen Demenz erfolgten auf Grund von Selbstauskünften. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 der Arbeit in überlappenden 10-Jahres-Klassen berichtet, lassen sich aber linear auf 5-Jahresklassen interpolieren.
  
 In der ebenfalls schon oben erwähnten Studie von **Ojeda et al. (2016)**((Ojeda, N., del Pino, R., Ibarretxe-Bilbao, N., Schretlen, D. J., & Pena, J. (2016). Montreal Cognitive Assessment Test: Normalization and standardization for Spanish population. //Revista De Neurologia, 63(11)//, 488-496. doi:10.33588/rn.6311.2016241)) untersuchten die Autoren 700 Personen im Alter von 18 bis 86 Jahren, vorwiegend aus dem Baskenland (60 %), sowie aus Stadt und Umfeld von Valencia (21 %), der Rest verteilt sich auf viele Provinzen Spaniens. Die Studie soll hinsichtlich der demographischen Zusammensetzung repräsentativ für ganz Spanien sein, auch wenn das sicher nicht für die räumliche Herkunft gilt. Die Studie ist als Teilprojekt von "Normacog" entstanden, einer multizentrischen Normierungsstudie von neuropsychologischen Testinstrumenten in Spanien. Der Ausschluss von Patienten mit Demenz erfolgte auf Grund eines Telefoninterviews. Die Ergebnisse stehen als Mittelwerte und Standardabweichung pro Altersklasse zur Verfügung, außerdem gibt es auch altersabhängige Perzentilverteilungen. Dreizehn Prozent der Teilnehmer verfügten über eine Schulbildung im Bereich 0 bis 6 Jahre, sicher vorwiegend solche in den höheren Altersgruppen. Da die Ergebnisse aber nicht für die Bildungsklassen einzeln berichtet werden, war hier ein Ausschluss nicht möglich. In der ebenfalls schon oben erwähnten Studie von **Ojeda et al. (2016)**((Ojeda, N., del Pino, R., Ibarretxe-Bilbao, N., Schretlen, D. J., & Pena, J. (2016). Montreal Cognitive Assessment Test: Normalization and standardization for Spanish population. //Revista De Neurologia, 63(11)//, 488-496. doi:10.33588/rn.6311.2016241)) untersuchten die Autoren 700 Personen im Alter von 18 bis 86 Jahren, vorwiegend aus dem Baskenland (60 %), sowie aus Stadt und Umfeld von Valencia (21 %), der Rest verteilt sich auf viele Provinzen Spaniens. Die Studie soll hinsichtlich der demographischen Zusammensetzung repräsentativ für ganz Spanien sein, auch wenn das sicher nicht für die räumliche Herkunft gilt. Die Studie ist als Teilprojekt von "Normacog" entstanden, einer multizentrischen Normierungsstudie von neuropsychologischen Testinstrumenten in Spanien. Der Ausschluss von Patienten mit Demenz erfolgte auf Grund eines Telefoninterviews. Die Ergebnisse stehen als Mittelwerte und Standardabweichung pro Altersklasse zur Verfügung, außerdem gibt es auch altersabhängige Perzentilverteilungen. Dreizehn Prozent der Teilnehmer verfügten über eine Schulbildung im Bereich 0 bis 6 Jahre, sicher vorwiegend solche in den höheren Altersgruppen. Da die Ergebnisse aber nicht für die Bildungsklassen einzeln berichtet werden, war hier ein Ausschluss nicht möglich.
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