dokumentation:cerad-testbatterie

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 ===== Hintergrund ===== ===== Hintergrund =====
  
-Mitte der 80er Jahre schlossen sich mehrere nordamerikanische Kliniken und Forschungseinrichtungen unter der Ägide des National Institute on Aging unter der Bezeichnung //[[https://sites.duke.edu/centerforaging/cerad|Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease (CERAD)]]// zusammen, um gemeinsam klinische, neuropsychologische, Labor- und Bildgebungsdaten von Patienten mit Alzheimer Demenz zu sammeln. Die neuropsychologische Testbatterie, auf die sich die Institutionen einigten((Morris, J. C., Heyman, A., Mohs, R. C., Hughes, J. R., van Belle, G., Fillenbaum, G. et al. (1989). The  Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease (CERAD). Part I. Clinical and neuropsychological assessment of Alzheimer's disease. //Neurology, 39,// 1159-1165.)), trägt unter Neuropsychologen die Abkürzung //CERAD-Testbatterie//. Es handelt sich um eine Screening-Batterie für die Bereiche Orientierung, Sprache, Gedächtnis und (eingeschränkt) Visokonstruktion, deren Schwierigkeitsgrad an Patienten mit beginnender Demenz angepasst ist.  +Mitte der 80er Jahre schlossen sich mehrere nordamerikanische Kliniken und Forschungseinrichtungen unter der Ägide des National Institute on Aging unter der Bezeichnung //[[https://agingcenter.duke.edu/cerad|Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease (CERAD)]]// zusammen, um gemeinsam klinische, neuropsychologische, Labor- und Bildgebungsdaten von Patienten mit Alzheimer Demenz zu sammeln. Die neuropsychologische Testbatterie, auf die sich die Institutionen einigten((Morris, J. C., Heyman, A., Mohs, R. C., Hughes, J. R., van Belle, G., Fillenbaum, G. et al. (1989). The  Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease (CERAD). Part I. Clinical and neuropsychological assessment of Alzheimer's disease. //Neurology, 39,// 1159-1165.)), trägt unter Neuropsychologen die Abkürzung //CERAD-Testbatterie//. Es handelt sich um eine Screening-Batterie für die Bereiche Orientierung, Sprache, Gedächtnis und (eingeschränkt) Visokonstruktion, deren Schwierigkeitsgrad an Patienten mit beginnender Demenz angepasst ist.  
  
 Die CERAD-Batterie hat sich schnell in anderen Ländern und Sprachen eingebürgert. Im deutschen Sprachraum legte die Memory Clinic der Geriatrischen Universitätsklinik Basel unter der Ägide von Hannes B. Stähelin eine autorisierte Übersetzung vor. Nachdem eine Zeitlang mit den amerikanischen Normen der Batterie gearbeitet wurde, startete 1997 eine multizentrische Normenstudie in deutschsprachigen Ländern, die am ausführlichsten in der [[http://edoc.unibas.ch/46/1/DissB_6279.pdf|elektronisch publizierten]] Dissertation von Chantal Aebi ((Aebi, C. (2002). Validierung der neuropsychologischen Testbatterie CERAD-NP : eine Multi-Center Studie. Basel: Dissertation an der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Basel.)) beschrieben ist. Die CERAD-Batterie hat sich schnell in anderen Ländern und Sprachen eingebürgert. Im deutschen Sprachraum legte die Memory Clinic der Geriatrischen Universitätsklinik Basel unter der Ägide von Hannes B. Stähelin eine autorisierte Übersetzung vor. Nachdem eine Zeitlang mit den amerikanischen Normen der Batterie gearbeitet wurde, startete 1997 eine multizentrische Normenstudie in deutschsprachigen Ländern, die am ausführlichsten in der [[http://edoc.unibas.ch/46/1/DissB_6279.pdf|elektronisch publizierten]] Dissertation von Chantal Aebi ((Aebi, C. (2002). Validierung der neuropsychologischen Testbatterie CERAD-NP : eine Multi-Center Studie. Basel: Dissertation an der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Basel.)) beschrieben ist.
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 Für die meisten Subtests der CERAD liegen keine Normierungsstudien bei jungen Erwachsenen vor. Wir können deshalb die Leistungswerte der CERAD-Subtests nicht auf die Leistungen junger Erwachsener beziehen, wie wir es sonst in TDB2Online machen. Für alle Subtests der CERAD werden deshalb die Leistungswerte auf die Leistungen von 60-64-Jährigen bezogen. Für die meisten Subtests der CERAD liegen keine Normierungsstudien bei jungen Erwachsenen vor. Wir können deshalb die Leistungswerte der CERAD-Subtests nicht auf die Leistungen junger Erwachsener beziehen, wie wir es sonst in TDB2Online machen. Für alle Subtests der CERAD werden deshalb die Leistungswerte auf die Leistungen von 60-64-Jährigen bezogen.
  
-Für zwei Verfahren, die MMSE und die Pfadfindertests A und B, gibt es gute Normen für junge Erwachsene. Werden diese Verfahren innerhalb der CERAD-Batterie durchgeführt, wäre es aber nicht sinnvoll, sie auf der Grundlage anderer Normen auszuwerten als die restlichen Subtests. Beide beiden Verfahren sind in TDB2Online deshalb zwei Mal verfügbar: einmal als Subtests der CERAD mit einer einheitlichen Normierung für Personen ab 60 Jahre und einmal als separate Tests ([[tests:mini_mental_state_examination|MMSE]] und [[tests:trail_making_tests|Pfadfindertests A und B]]) mit der üblichen Normierung der Leistungswerte auf der Basis junger Erwachsener.+Für zwei Verfahren, MMSE und TMT A und B, gibt es gute Normen für junge Erwachsene. Werden diese Verfahren innerhalb der CERAD-Batterie durchgeführt, wäre es aber nicht sinnvoll, sie auf der Grundlage anderer Normen auszuwerten als die der restlichen Subtests. Beide Verfahren sind in TDB2Online deshalb zwei Mal verfügbar: einmal als Subtests der CERAD mit einer einheitlichen Normierung für Personen ab 60 Jahre und einmal als separate Tests ([[tests:mini_mental_state_examination|MMSE]] und [[tests:trail_making_tests|Pfadfindertests A und B]]) mit der üblichen Normierung der Leistungswerte auf der Basis junger Erwachsener.
  
 Für die TDB2-Normierung der kompletten CERAD wurden die in Tabelle 2 angeführten Studien berücksichtigt. Das Kriterium für die Auswahl war, dass (mehr oder weniger zufällig und/oder repräsentativ gezogene) gesunde Personen im höheren Altersbereich untersucht und die Ergebnisse nach Altersgruppen getrennt publiziert wurden. Einzelheiten zu den Studien werden weiter unten erläutert, Tabelle 2 gibt zunächst eine Übersicht über die berücksichtigten Normierungsstudien und die entsprechende Literaturangabe. Der Lesbarkeit halber werden diese Studien später nur noch mit dem Namen des Erstautors referenziert. Für die TDB2-Normierung der kompletten CERAD wurden die in Tabelle 2 angeführten Studien berücksichtigt. Das Kriterium für die Auswahl war, dass (mehr oder weniger zufällig und/oder repräsentativ gezogene) gesunde Personen im höheren Altersbereich untersucht und die Ergebnisse nach Altersgruppen getrennt publiziert wurden. Einzelheiten zu den Studien werden weiter unten erläutert, Tabelle 2 gibt zunächst eine Übersicht über die berücksichtigten Normierungsstudien und die entsprechende Literaturangabe. Der Lesbarkeit halber werden diese Studien später nur noch mit dem Namen des Erstautors referenziert.
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-{{:tests:mmse_m_adams_crum_mrc.png|}}+{{:dokumentation:mmse_m_adams_crum_mrc.png|}}
  
 **Abbildung 1: Altersverläufe der mittleren MMSE-Rohwerte der vier ADAMS-Gruppen (siehe Text)** **Abbildung 1: Altersverläufe der mittleren MMSE-Rohwerte der vier ADAMS-Gruppen (siehe Text)**
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 ===== MMSE ===== ===== MMSE =====
  
-Die //Mini Mental State Examination// (MMSE) ist ein seit 1975 eingesetztes einfaches Verfahren zur Abschätzung des geistigen Leistungsniveaus von kognitiv eingeschränkten Personen im höheren Alter. Zu den Besonderheiten zählt, dass der Messbereich des Verfahrens seit breit ist, von „extrem beeinträchtigt“ (0-5 Punkte) bis zu „unauffällig“ (28-30 Punkte). +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#MMSE|Testdokumentation]]
- +
-In TDB2Online ist die MMSE zweimal mit unterschiedlichen Normquellen und Normierungsdaten enthalten: einmal als Subtest der CERAD (dieses Kapitel) und einmal als [[tests:mini_mental_state_examination|eigenständiges Testverfahren]]. Dort gibt es auch eine ausführliche Beschreibung der MMSE hinsichtlich Geschichte, Testmaterial, Durchführung und Copyright.  +
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-==== Verteilungseigenschaften ==== +
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-Aus der ADAMS-Studie lassen sich die Verteilungen der Rohwerte des Subtests MMSE für alle Altersgruppen zwischen 70 und 94 errechnen. Die Verteilungsform (**Abbildung 2**) ist in allen Altersgruppen extrem schief. In den jüngeren Altersgruppen erreichen über die Hälfte aller Personen mindestens 28 Punkte, in der ältesten noch mindestens 27.  +
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-{{:tests:cerad_mmse_adams_verteilungsdichte.png}} +
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-**Abbildung 2: Verteilung der CERAD-MMSE-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
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-Wegen der Schiefe der Verteilung lassen sich die nur in groben Perzentilen vorliegenden Daten von Welsh-Bohmer nicht sinnvoll verwenden.  +
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-Transformiert man auf der Basis der ADAMS-Daten in Abbildung 2 die Rohwerte mit Hilfe einer Flächentransformation in Standardwerte, hier IQ-Standardwerte mit Mittelwert 100 und Standardabweichung 15, dann ergeben sich daraus die in **Abbildung 3** dargestellten Beziehungen. Mit Rohwerten von 27 oder 28 erreicht man in allen Altersgruppen IQ-Standardwerte von 100. Oberhalb eines Standardwerts von 100 lässt sich kaum noch messen, weil der Rohwertbereich hier schon fast endet. Nach unten ist der Messbereich allerdings sehr differenziert, dies ist ja auch der Sinn des Verfahrens.   +
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-{{:tests:cerad_mmse_adams_iq-sw.png|}} +
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-**Abbildung 3: Transformation der ADAMS-CERAD-MMSE-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation, Werte teilweise extrapoliert** +
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-**Abbildung 4** zeigt die Transformationskurven, nachdem die Werte innerhalb der vorhandenen Altersgruppen interpoliert (durch gleitende Mittelwertsbildung über drei Altersklassen, die älteste und jüngste sind unverändert) und nach unten extrapoliert wurden.  +
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-{{:tests:cerad_mmse_adams_IQ-SW_interpoliert.png|}} +
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-**Abbildung 4: Inter- und Extrapolation der Standardwerte** +
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-Durch die Flächentransformation der MMSE-Rohwerte wurde eine gute Linearisierung erreicht, allerdings ist der Messbereich am oberen Ende der Skala unzureichend.  +
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-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-Zur Beurteilung der Normquellen im Altersverlauf wurden die Daten aller Stichproben, die in Tabelle 2 erfasst sind und Daten für die MMSE liefern, in der **Abbildung 5** zusammengefasst. Dabei sind die Daten aus Zufallsstichproben in rötlichen Farben dargestellt, die aus anfallenden Stichproben in blauen und grünen.  +
- +
-{{:tests:cerad_mmse_adams_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
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-**Abbildung 5: MMSE-Mittelwerte im Altersverlauf** +
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-\\ +
-Viele Studien lieferten die Daten nur in groberen Altersklassen. Man erkennt diese Studien in der Abbildung daran, dass die Mittelwerte in aufeinanderfolgenden Altersgruppen gleich bleiben. Die ADAMS-Daten wurden in Fünf-Jahres-Klassen berechnet, die Welsh-Bohmer-Daten wurden linear interpoliert. Beide Stichproben wurden linear um eine (W-B) bzw. zwei (ADAMS) Altersklasse nach unten extrapoliert. Dies schien uns auf Grund der recht linearen Altersverläufe gerechtfertigt. +
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-Man sieht recht klar, dass die Testleistungen in den auf Zufallsstichproben beruhenden Studien niedriger sind als in denen mit anfallenden Stichproben. Besonders deutlich wird dies in den oberen Altersklassen. Die Leistungen der Probanden der Schweizer Normierung (grüne Linie) liegen in den meisten Altersklassen um ein oder zwei Rohwerte über den Leistungen der Probanden in der ADAMS- oder Welsh-Bohmer-Studie. +
- +
-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
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-Wegen der klaren Mittelwertsdifferenzen zwischen Zufalls- und anfallenden Stichproben haben wir letztere nicht für die Normierung verwendet. Die beiden Zufallsstichproben zeigen ähnliche Verläufe. Da die Daten der ADAMS-Studie aber wesentlich feiner gradiert vorliegen, basieren wir die Leistungswerte und die Altersnormen nur an den Daten dieser Studie. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
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-**Abbildung 6** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
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-{{:tests:cerad_mmse_adams_altersnormen.png|}} +
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-**Abbildung 6: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
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-Wie schon betont, ist die Differenzierungsfähigkeit des MMSE in der oberen Hälfte der Verteilung insuffizient. Dafür ist der Test ja aber auch nicht gedacht. Im Leistungswertbereich von 40 bis 100 (entsprechend Rohwerten zwischen 15 und 28) differenziert der Test ausreichend gut, hier entspricht eine Leistungsdifferenz von einer Standardabweichung etwa drei bis vier Rohwerten. Der Rohwertbereich unterhalb von 15 kann im Rahmen der Normierung nicht sichtbar gemacht werden, weil hier der Bereich der schweren Demenzen beginnt und Probanden mit manifesten Demenzerkrankungen in der Normierungsstichprobe nicht eingeschlossen waren. +
  
 ===== Wörterlernen ===== ===== Wörterlernen =====
  
-==== Verteilungseigenschaften ==== +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Wörterlernen|Testdokumentation]]
- +
-Es gibt drei Zufallsstichproben, bei denen man die Verteilung der Rohwerte des Subtests Wörterlernen (WL) errechnen oder rückrechnen kann, wenn auch unterschiedlich gut. Bei der ADAMS-Stichprobe liegen die Originaldaten vor. Bei Welsh-Bohmer gibt es die Perzentilwerte 5, 10, 25, 50, 75, 90 und 95 und bei Luck gibt es die Perzentile für alle Rohwerte von 0 bis 30, wenn auch getrennt für drei Bildungsgrade und zwei Geschlechter. +
- +
-Die aus der ADAMS-Studie errechneten Rohwertverteilungen der Altersgruppen von 70 bis 94 (**Abbildung 7**) sind offensichtlich psychometrisch günstig und entsprechen - abgesehen von den Randbereichen, bei denen auch bei dieser Stichprobengröße Zufallseffekte eine Rolle spielen - weitgehend einer Normalverteilung. +
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-{{:tests:cerad_wl_adams_verteilungsdichte.png}} +
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-**Abbildung 7: Verteilung der CERAD-WL-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
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-Transformiert man die Rohwerte mit Hilfe einer Flächentransformation in Standardwerte, hier IQ-Standardwerte mit Mittelwert 100 und Standardabweichung 15, dann ergibt sich daraus eine weitestgehend lineare Beziehung. **Abbildung 8** zeigt die aus der Flächentransformation entstandene Kurve, zusammen mit superponiertem linearen Trend, für drei Altersgruppen.  +
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-{{:tests:cerad_wl_adams_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
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-**Abbildung 8: Transformation der ADAMS-CERAD-WL-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
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-Wie man sieht, ist die lineare Approximation gut, an den Enden der Verteilung sicher besser als die Flächentransformation, die hier auch bei relativ großen Stichproben Zufallsschwankungen auf Grund kleiner Zahlen unterliegt. Wir überprüfen das noch an den beiden anderen Zufallsstichproben. Die **Abbildungen 9 und 10** zeigen die entsprechenden Daten für die Normenstudie von Welsh-Bohmert. Dort liegen nur die Rohwerte für sieben Perzentile vor, weshalb die Verteilungsdaten grob ausfallen. Trotzdem ist die lineare Approximation ähnlich gut wie bei der ADAMS-Studie.  +
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-{{:tests:cerad_wl_w-b_verteilungsdichte.png|}} +
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-**Abbildung 9: Verteilung der CERAD-WL-Rohwerte in der Welsh-Bohmer-Studie** +
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-{{:tests:cerad_wl_w-b_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
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-**Abbildung 10: Transformation der Welsh-Bohmer-CERAD-WL-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
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-Die Altersgruppen sind in der Welsh-Bohmert-Studie leider breiter gefasst. In **Abbildung 10** sind sie mit ihrem empirischen Altersdurchschnitt der jeweiligen Gruppen gekennzeichnet. Da sie linear und parallel verlaufen, ist es möglich, die üblichen 5-Jahres-Altersgruppen zu interpolieren und eine Gruppe 60-64-Jähriger zu extrapolieren. +
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-Die Daten von Luck et al. (**Abbildung 11**) liegen leider nur in zwei Altersgruppen vor, einer eng gefassten (75-79) und einer etwa gleich großen, sehr weit gefassten (80+). Da das mittlere Alter der Gesamtstichprobe allerdings bei 80,2 Jahren lag, dürften die meisten in der Gruppe 80+ im Bereich 80-84 gelegen haben.  +
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-{{:tests:cerad_wl_luck_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
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-**Abbildung 11: Transformation der CERAD-WL-Rohwerte (Luck et al.) in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
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-Auch bei diesen Daten bestätigt sich die Normalverteilung und gute Linearität der Rohwerte. +
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-Beim Subtest Wörterlernen liefern schon die Rohwerte eine sehr gute Verteilung, die eine einfache lineare Umwandlung der Rohwerte in Leistungswerte gestattet. +
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-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
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-Zur Beurteilung der Normquellen im Altersverlauf wurden die Daten aller Stichproben, die in Tabelle 2 erfasst sind und Daten für WL liefern, in der **Abbildung 12** zusammengefasst. Dabei sind die Daten aus Zufallsstichproben in rötlichen Farben dargestelle, die aus anfallenden Stichproben in blauen und grünen.  +
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-{{:tests:cerad_wl_alle_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
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-**Abbildung 12: Mittlere WL-Leistungen im Altersverlauf** +
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-Viele Studien lieferten lediglich grobere Einteilungen für die Altersklassen, so dass 10 oder sogar 20 Jahre zusammengefasst waren. Man erkennt es an den stufenförmigen Verläufen. Die ADAMS-Daten wurden direkt in Fünf-Jahres-Klassen berechnet, die Welsh-Bohmer-Daten wurden linear interpoliert. Beide Stichproben wurden linear um eine (W-B) bzw. zwei (ADAMS) Altersklasse nach unten extrapoliert. Dies schien uns auf Grund der linearen Altersverläufe gerechtfertigt. Den linearen Altersverlauf in Gedächtnisleistungen in diesem Altersbereich kann man auch in den Daten zum [[tests:verbaler_lern-_und_merkfaehigkeitstest|VLMT]] erkennen. +
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-Man sieht, dass fast alle Studien mit anfallenden Stichproben höhere Testleistungen erbringen als die Studien mit Zufallsstichproben. Eine Ausnahme ist die Studie von Murphy (2012), die sich kaum von den Zufallsstichproben unterscheidet. Mit 99 Probanden war diese allerdings auch sehr klein. Bei der Schweizer CERAD-Normierung (grüne Linie, "Monsch") zeigt sich ein ähnlicher Altersverlauf wie bei den Zufallsstichproben, allerdings liegen die Mittelwerte um rund zwei Rohwerte über den gewichtet gemittelten Leistungen der Probanden in den Studien ADAMS und Welsh-Bohmer (rote Linie mit Kreisen). Sie liegen damit etwa eine halbe Standardabweichung höher.  +
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-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
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-Schaut man sich die vorliegenden Normquellen an, macht es Sinn, für die Normierung des Subtests Wörterlernen nur die beiden Zufallsstichproben zu verwenden, die einen weiten Altersbereich abstecken. Die Studie von Luck et al. verfügt zwar über eine sehr große Stichprobe, aber nur einen sehr eingeschränkten Altersbereich. Inhaltlich sind die Probanden dieser Untersuchung nur unwesentlich leistungsfähiger als die der beiden anderen Studien, trotzdem würde sich bei einer Berücksichtigung der Altersverlauf verzerren. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
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-**Abbildung 13** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
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-{{:tests:cerad_wl_altersnormen.png|}} +
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-**Abbildung 13: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
  
 ===== Wörterabrufen ===== ===== Wörterabrufen =====
  
-==== Verteilungseigenschaften ==== +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Wörterabrufen|Testdokumentation]]
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-Auch beim Subtest Wörterabrufen (WA) gibt es drei Stichproben, aus denen man Verteilungen errechnen oder rückrechnen kann: bei der ADAMS-Stichprobe mit den Originaldaten und bei Welsh-Bohmer mit den Perzentilwerten 5, 10, 25, 50, 75, 90 und 95. Bei Luck liegen Perzentile für alle Rohwerte von 0 bis 10 vor, allerdings getrennt für drei Bildungsgrade und zwei Geschlechter. Wegen des eingeschränkten Altersbereichs haben wir hier auf die Verteilungsanalyse verzichtet.  +
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-Die aus der ADAMS-Studie errechneten Rohwertverteilungen der Altersgruppen von 70 bis 94 (**Abbildung 14**) kommen - gemessen an dem eingeschränkten Rohwertbereich - einer Normalverteilung noch ziemlich nahe. Leichte Deckeneffekte gibt es bei den 70-74-Jährigen, leichte Bodeneffekte bei den ältesten Gruppen.  +
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-{{:tests:cerad_wa_adams_verteilungsdichte.png}} +
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-**Abbildung 14: Verteilung der CERAD-WA-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
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-Transformiert man die Rohwerte mit Hilfe einer Flächentransformation in Standardwerte, hier IQ-Standardwerte mit Mittelwert 100 und Standardabweichung 15, dann ergibt sich daraus erwartungsgemäß eine noch weitgehend lineare Beziehung. **Abbildung 15** zeigt die aus den Flächentransformationen entstandenen Kurven, zusammen mit superponierten linearen Trendlinien, für drei Altersgruppen.  +
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-{{:tests:cerad_wa_adams_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
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-**Abbildung 15: Transformation der ADAMS-CERAD-WA-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
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-Wie man sieht, ist die lineare Approximation eine gute Annäherung an die Beziehung zwischen Roh- und Standardwerten, an den Enden der Verteilung und in den höheren Altersklassen sicher besser als die reine Flächentransformation, die hier Zufallsschwankungen auf Grund kleiner Zahlen unterliegt. +
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-Für die Normenstudie von Welsh-Bohmert liegen nur die Rohwerte für sieben Perzentile vor, weshalb die Verteilungsdaten (**Abbildung 16**) grob ausfallen. Trotzdem ist die lineare Approximation (**Abbildung 17**) ähnlich gut wie bei der ADAMS-Studie.  +
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-{{:tests:cerad_wa_w-b_verteilungsdichte.png|}} +
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-**Abbildung 16: Verteilung der CERAD-WA-Rohwerte in der Welsh-Bohmer-Studie** +
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-{{:tests:cerad_wa_w-b_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
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-**Abbildung 17: Transformation der Welsh-Bohmer-CERAD-WA-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
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-Die breit gefassten Altersgruppen der Welsh-Bohmert-Studie sind in **Abbildung 17** mit ihrem empirischen Altersdurchschnitt gekennzeichnet. Da auch eine parallel verlaufende Approximation die realen Daten gut trifft, ist es möglich, die üblichen 5-Jahres-Altersgruppen zu interpolieren und eine Gruppe 60-64-Jähriger zu extrapolieren. +
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-Auch bei diesem Subtest liefern die Rohwerte eine gute Approximation an die Normalverteilung, was eine einfache lineare Umwandlung der Rohwerte in Leistungswerte gestattet. +
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-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
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-Zur Beurteilung der Normquellen im Altersverlauf wurden die Daten aller Stichproben, die in Tabelle 2 erfasst sind und Daten für WA liefern, in der **Abbildung 18** zusammengefasst. Dabei sind die Daten aus Zufallsstichproben in rötlichen Farben dargestelle, die aus anfallenden Stichproben in blauen und grünen.  +
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-{{:tests:cerad_wa_alle_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
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-**Abbildung 18: Mittlere WA-Leistungen im Altersverlauf** +
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-Viele Studien lieferten grobere Einteilungen für die Altersklassenm, man erkennt es an den stufenförmigen Verläufen. Die ADAMS-Daten wurden direkt in Fünf-Jahres-Klassen berechnet, die Welsh-Bohmer-Daten wurden linear interpoliert. Beide Stichproben wurden linear um eine (W-B) bzw. zwei (ADAMS) Altersklasse nach unten extrapoliert. Dies schien uns auf Grund der linearen Altersverläufe gerechtfertigt. Den linearen Altersverlauf in Gedächtnisleistungen in diesem Altersbereich kann man auch in den Daten zum [[tests:verbaler_lern-_und_merkfaehigkeitstest|VLMT]] erkennen. +
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-Man sieht auch hier, dass die anfallenden Stichproben im Allgemeinen höhere Testleistungen zeigen als die Zufallsstichproben. Der Unterschied ist aber nicht so groß wie beim Wörterlernen. Wieder unterscheidet sich die Studie von Murphy (2012) kaum von den Zufallsstichproben. Die Leistungen der Probanden der Schweizer Normierung (grüne Linie) liegen im Altersbereich bis 79 Jahre um rund einen Rohwert über den gewichtet gemittelten Leistungen der Probanden in den Studien ADAMS und Welsh-Bohmer (rote Linie mit Kreisen), in den älteren Jahrgängen sind sie vergleichbar. Ein Unterschied von einem Rohwert entspricht bei diesem Subtest etwa einer halben Standardabweichung. +
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-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
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-Genau wie beim Subtest Wörterlernen verwenden wir auch beim Wörterabrufen für die Normierung nur die beiden Zufallsstichproben, die einen weiten Altersbereich abstecken. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
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-**Abbildung 19** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
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-{{:tests:cerad_wa_altersnormen.png|}} +
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-**Abbildung 19: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
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-Für jüngere gesunde Probanden hat ein Gedächtnistest mit nur 10 Wörtern eine zu niedrige Testdecke. Für die 70-74-Jährigen zeigte sich das schon in der Rohwertverteilung. Bei den extrapolierten Daten der 60-64-Jährigen gilt das noch mehr. Allerdings wurde die CERAD ja nicht entwickelt, um gesunde alte Personen zu untersuchen, sondern solche mit kognitiven Defiziten. Die Messgenauigkeit in den niedrigeren Bereichen ist vom Deckeneffekt nicht beeinträchtigt. Selbst bei den 90-94-Jährigen sind Testleistungen auf dem Niveau von zwei Standardabweichungen unter dem Altersmittelwert (ASW 70 oder knapp 1 Rohwert) noch gut messbar.  +
  
  
 ===== Wörterwiedererkennen ===== ===== Wörterwiedererkennen =====
  
-Beim Subtest Wörterwiedererkennen sind verschiedene Definitionen der Rohwerte im Umlauf. In vielen Studien werden die Anzahl der richtig erkannten zuvor präsentierten Wörter als Rohwert 1 und die Anzahl der richtig zurückgewiesenen nicht präsentierten Wörter als Rohwert 2 verrechnet. Mehr Sinn gibt es, wenn man die beiden Scores in einen überführt. Wir verwenden in TDB2Online die Summe dieser beiden Rohwerte minus 10. Falls diese Rechnung zu einem Wert unter Null führt (sehr selten, aber theoretisch möglich), zählt er als Null. Diese Verrechnung entspricht dem ursprünglich vom CERAD-Consortium vorgesehenen Rohwert((Morris, J. C., Heyman, A., Mohs, R. C., Hughes, J. R., van Belle, G., Fillenbaum, G. et al. (1989). The Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease (CERAD). Part I. Clinical and neuropsychological assessment of Alzheimer's disease. Neurology, 39, 1159-1165.)). +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Wörterwiedererkennen|Testdokumentation]]
- +
-In der Baseler Version der CERAD wird das Wiedererkennen als Diskriminabilitätswert ausgewertet. Die Summe der beiden Rohwerte wird durch 20 geteilt und mit 100 multipliziert. Ein so berechneter Diskriminabilitätsindex von 100 (Prozent) entspricht einem Rohwert von 10 in TDB2Online, einer von 50 entspricht einem TDB2Online-Rohwert von 0. Diskriminabilitätsindizes unter 50 Prozent zeigen Ergebnisse an, die unter der Ratewahrscheinlichkeit liegen.  +
- +
-Wörterwiedererkennen ist ein CERAD-Subtest, der klinisch in manchen Fällen vernünftige Schlussfolgerungen erlaubt, der aber psychometrisch kaum zu fassen ist. Das größte Problem ist die niedrige Testdecke. Fast alle gesunden Personen, auch die im hohen Alter, erreichen in diesem Test zwischen 8 und 10 Rohwerte. Eine differenzierte Leistungserfassung ist mit nur drei Rohwerten naturgemäß schwierig. Wir versuchen es trotzdem. +
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-==== Verteilungseigenschaften ==== +
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-Aus der ADAMS-Studie lassen sich die Rohwertverteilungen für alle Altersgruppen zwischen 70 und 94 Jahren errechnen (**Abbildung 20**). Man sieht die extreme Schiefe der Verteilung, selbst noch in der höchsten Altersgruppe.   +
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-{{:tests:cerad_ww_adams_verteilungsdichte.png}} +
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-**Abbildung 20: Verteilung der CERAD-WW-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
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-Wenn man genau hinschaut, fällt auf, dass die 85-89-Jährigen in diesem Subtest im unteren Leistungsbereich (so zwischen 2 und 8 Rohwerten) besser sind als die 80-84-Jährigen. Man sieht es auch in der **Abbildung 21**, die die Flächentransformation der Rohwerte in IQ-Standardwerte zeigt. Bei der begrenzten Stichprobengröße kann so ein Bruch in den Altersverläufen durchaus vorkommen. Er wird durch eine gleitende Mittelwertsbildung zwischen den Altersgruppen korrigiert. +
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-{{:tests:cerad_ww_adams_iq-sw.png|}} +
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-**Abbildung 21: Transformation der ADAMS-CERAD-WW-Rohwerte in IQ-Standardwerte mit Hilfe von Flächentransformationen** +
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-In **Abbildung 21** kann man auch gut sehen, dass die Transformationskurven wegen der unterschiedlichen Verteilungsformen der Rohwerte von Altersgruppe zu Altersgruppe unterschiedliche Verläufe nehmen.   +
- +
-**Abbildung 22** zeigt die Transformationskurven, nachdem die Werte innerhalb der vorhandenen Altersgruppen interpoliert (durch gleitende Mittelwertsbildung über drei Altersklassen, die älteste und jüngste sind unverändert) und nach unten extrapoliert wurden. +
- +
-{{:tests:cerad_ww_adams_iq-sw_interpoliert.png|}} +
- +
-**Abbildung 22: Inter- und Extrapolation der Standardwerte** +
- +
-\\ +
-Bei der Normenstudie von Welsh-Bohmert sind die mitgeteilten Perzentilnormen angesichts der Schiefe der Verteilung viel zu grob. Wir müssen uns deshalb auf die ADAMS-Normen beschränken. +
- +
-Zu den guten Eigenschaften von Flächentransformationen gehört es, dass sie auch bei solchen schiefen, von Altersklasse zu Altersklasse auch noch unterschiedlichen, Verteilungsformen stets zu linearen Standardwerten führen. Der Transformation liegt lediglich die Annahme zugrunde, dass das gemessene Konstrukt in der Population normalverteilt ist (und bei besserer Quantifizierung des Tests auch zu messen wäre, könnte man ergänzen). +
- +
-Die schlechte Quantifizierung der Testleistung bei diesem Subtest hat allerdings zur Folge, dass man zwischen durchschnittlichen und sehr guten Leistungen praktisch nicht mehr unterscheiden kann. Der höchst erreichbare alterskorrigierte Standardwert liegt zwischen 100 und 110 (siehe **Abbildung 22**). +
- +
-Klinisch ist dieser Subtest vor allem dann von Bedeutung, wenn ein sehr schlechtes Ergebnis im Wörterabrufen auf ein durchschnittliches Ergebnis im Wörterwiedererkennen trifft. Dann kann man festhalten, dass wohl eher Aufmerksamkeitsdefizite und/oder sprachliche Defizite zur schlechten Abrufleistung geführt haben, weniger ein echtes Gedächtnisdefizit.  +
-  +
-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-**Abbildung 23** zeigt die Mittelwerte aller relevanten möglichen Normquellen für den Subtest Wörterwiedererkennen im Altersverlauf. Wieder sind die Daten aus Zufallsstichproben in rötlichen Farben, die aus anfallenden Stichproben in blauen und grünen Farben dargestellt.  +
- +
-{{:tests:cerad_ww_alle_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
- +
-**Abbildung 23: Mittlere WW-Leistungen im Altersverlauf** +
- +
-\\ +
-In den jüngeren Altersklassen ist der Vergleich der Studien  unergiebig, weil alle Mittelwerte zwischen 9 und 10 Rohwerten liegen.  Erst ab etwa 75 Jahren differenzieren die einzelnen Studien in der vom Wörterlernen und Wörterabrufen gewohnten Weise: Hier liefern die Zufallsstichproben dann die niedrigeren Mittelwerte. +
- +
-Noch zwei methodische Anmerkungen am Rande:  +
- +
-Mittelwerte sind ungeeignet, die zentrale Tendenz von schiefen Verteilungen widerzuspiegeln. Von den meisten hier aufgeführten Studien gibt es aber keine Mediane, die besser geeignet wären. +
- +
-Auch die Perzentil-Angaben in der Literatur eignen sich häufig nicht gut für weitergehende Berechnungen, weil bei deren Berechnungen oft nicht berücksichtigt wird, dass Testrohwerte diskrete Verteilungen liefern und die Perzentilränge nicht für den eigentlichen Rohwert x gelten, sondern für den Rohwert x +0,5 (weil x bei einer Kontinuierlichmachung der Rohwerte von x-0,5 bis x+0,5 reichen würde). Je geringer die Rohwertanzahl, desto größer ist der mögliche Fehler durch die falsche Quantifizierung der Perzentilränge.   +
- +
-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
- +
-Beim Subtest Wörterwiedererkennen benutzen wir nur die ADAMS-Studie  für die Normierung. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten (extrapolierten) Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
- +
-**Abbildung 24** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
- +
-{{:tests:cerad_ww_altersnormen.png|}} +
- +
-**Abbildung 24: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
- +
-Für gesunde Probanden hat ein Wiedererkennenstest für nur 10 Wörter eine viel zu niedrige Testdecke. Der höchst erreichbare Rohwert, 10 führt so nur zu einem Leistungswert von 102. Bessere Leistungen kann der Test nicht messen. Nach unten lassen sich aber rund drei Standardabweichungen messtechnisch erfassen, wenn auch nicht mit hoher Genauigkeit, wie man am großen Abstand der Rohwerte in der Zeichnung sieht.+
  
 ===== Semantische Wortflüssigkeit ===== ===== Semantische Wortflüssigkeit =====
  
-Wortflüssigkeitsaufgaben, bei denen innerhalb einer Minute möglichst viele Tiere zu nennen sind, gehören zu den am häufigsten eingesetzten Verfahren. Dieser Test kommt auch als Subtest des [[tests:regensburger_wortfluessigkeitstest|Regensburger Wortflüssigkeitstests]] vor. In der Diskussion werden wir die Normen der Verfahren vergleichen. +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Semantische Wortflüssigkeit|Testdokumentation]]
- +
-==== Verteilungseigenschaften ==== +
- +
-Die Verteilung der Rohwerte des Subtests Semantische Wortflüssigkeit (SWF) lässt sich sowohl aus der ADAMS-Stichprobe als auch aus der Arbeit von Welsh-Bohmer errechnen oder rückrechnen. Bei der ADAMS-Stichprobe liegen die Originaldaten vor. Bei Welsh-Bohmer gibt es die Perzentilwerte 5, 10, 25, 50, 75, 90 und 95. +
- +
-Die aus der ADAMS-Studie errechneten Rohwertverteilungen der Altersgruppen zwischen 70 und 94 Jahren (**Abbildung 25**) entsprechen dem Anschein nach offensichtlich ganz gut einer Normalverteilung. +
- +
-{{:tests:cerad_swf_adams_verteilungsdichte.png}} +
- +
-**Abbildung 25: Verteilung der CERAD-SWF-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
- +
-\\ +
-Eine Flächentransformation der Rohwerte in IQ-Standardwerte ergibt - von den Randbereichen abgesehen - eine weitgehend lineare Beziehung. **Abbildung 26** zeigt für drei Altersgruppen die aus der Flächentransformation entstandene Kurve, zusammen mit den - nur aus den gut besetzten mittleren Leistungsbereichen berechneten - linearen Trendlinien.  +
- +
-{{:tests:cerad_swf_adams_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
- +
-**Abbildung 26: Transformation der ADAMS-CERAD-SWF-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
- +
-\\ +
-Wie man sieht, ist die lineare Approximation gut, an den Enden der Verteilung sicher besser als die Flächentransformation, die hier auch bei relativ großen Stichproben Zufallsschwankungen auf Grund kleiner Zahlen unterliegt. Es lässt sich allerdings eine gewisse Beziehung zwischen Altersgruppe und der Steigung der Kurve beobachten: bei älteren Personen wird die Steigung größer bzw. die Verteilung der Werte enger. Dies dürfte Folge einer oft zu beobachtenden Korrelation zwischen Mittelwerten und Standardabweichungen bei nach unten begrenzten und nach oben unbegrenzten Rohwertbereichen sein: Je besser die Leistungen einer Gruppe im Durchschnitt sind, umso höher ist auch die Standardabweichung. +
- +
-**Abbildung 27** zeigt die Verteilungsdaten für die Normenstudie von Welsh-Bohmert. Weil dort nur die Rohwerte für sieben Perzentile vorliegen, kann die Verteilungsform nur grob umrissen werden.  +
- +
-{{:tests:cerad_swf_w-b_verteilungsdichte.png|}} +
- +
-**Abbildung 27: Verteilung der CERAD-SWF-Rohwerte in der Welsh-Bohmer-Studie** +
- +
-\\ +
-Eine Flächentransformation der Werte in IQ-Standardwerte ergibt Werte, die sich mit linearen Trends gut beschreiben lassen (**Abbildung 28**) +
- +
-{{:tests:cerad_swf_w-b_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
- +
-**Abbildung 28: Transformation der Welsh-Bohmer-CERAD-SWF-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
- +
-\\ +
-Hier sind die Trendverläufe über die Altersgruppen hinweg weitgehen linear, weshalb wir sie auch durch parallelisierte lineare Trends beschreiben werden. Bei den ADAMS-Stichproben verallgemeinern wir die beobachtete Korrelation der Mittelwerte mit den Standardabweichungen. Für die Normierung wird das gewichtete Mittel beider Stichproben verwendet. +
- +
-Für die Berechnung der Leistungswerte beim Subtest Semantische Wortflüssigkeit ziehen wir beide Stichproben heran, ADAMS und Welsh-Bohmer, und verwenden das gewichtete Mittel aus den linearen Trends beider Stichproben für die Umwandlung.  +
-  +
-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-Zur Beurteilung der Normquellen im Altersverlauf wurden die Daten aller Stichproben, die in Tabelle 2 erfasst sind und Daten für SWF liefern, in der **Abbildung 29** zusammengefasst. Dabei sind die Daten aus Zufallsstichproben in rötlichen Farben dargestelle, die aus anfallenden Stichproben in blauen und grünen.  +
- +
-{{:tests:cerad_swf_alle_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
- +
-**Abbildung 29: Mittlere SWF-Leistungen im Altersverlauf** +
- +
-\\ +
-In vielen Studien wurden die Altersverläufe nur in groben 10- oder 20-Jahres-Gruppen zusammengefasst. In der Abbildung sind sie am stufenförmigen Verlauf zu erkennen. Die ADAMS-Daten wurden direkt in Fünf-Jahres-Klassen berechnet, die Welsh-Bohmer-Daten wurden linear interpoliert. Beide Stichproben wurden linear um eine (W-B) bzw. zwei (ADAMS) Altersklasse nach unten extrapoliert. Dies schien uns auf Grund der linearen Altersverläufe gerechtfertigt. +
- +
-Die auf Zufallsstichproben beruhenden Studien setzen sich bei SWF nicht so klar von denen ab, die auf anfallenden Stichproben beruhen, zumindest nicht in den jüngeren Jahrgängen. Die Schweizer CERAD-Normwerte liegen allerdings über den gesamten Altersverlauf deutlich über den Werten von ADAMS und W-B (und über allen anderen Studien). Der Unterschied liegt bei gut einer halben Standardabweichung. Die Patienten in der Luck-Studie liegen auch relativ hoch, was bei den Gedächntistests nicht der Fall war. +
- +
-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
- +
-Für die Normierung des Subtests SWF wurden nur die beiden Zufallsstichproben verwendet, die einen weiten Altersbereich abstecken. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
- +
-**Abbildung 30** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
- +
-{{:tests:cerad_swf_altersnormen.png|}} +
- +
-**Abbildung 30: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
- +
-==== Diskussion ==== +
- +
-Eine Minute lang Tiere nennen dürfte wohl die bestuntersuchte Wortflüssigkeitsaufgabe sein. In der Diskussion zum Regensburger Wortflüssigkeitstest wurden im Abschnitt zu den  [[tests:regensburger_wortfluessigkeitstest#kategorial-semantische_subtests|kategorial-semantischen Subtests]] 22 Studien zu dieser Version der Wortflüssigkeitsaufgabe metaanalytisch zusammengefasst. Die allermeisten dieser Studien haben anfallende Stichproben untersucht und die Altersbereiche überlappen sich nur teilweise, sodass die Mittelwerte in verschiedenen Altersgruppen auf unterschiedlichen Studien beruhen. In **Abbildung 31** wurde der Mittelwert der metaanalytisch zusammengefassten Studien im Verlauf über die Altersgruppen geglättet als schwarze Kurve mit der Bezeichnung M(MA) zu den anderen Kurven der **Abbildung 28** hinzugefügt.  +
- +
-{{:tests:cerad_swf_alle_mittelwerte_im_altersverlauf_plusm.png|}} +
- +
-**Abbildung 31: Mittlere SWF-Leistungen im Altersverlauf, Ergebnisse eines metaanalytischen Normvergleichs hinzugefügt** +
- +
-\\ +
-Man sieht, dass der metaanalytische Mittelwert der SWF-Rohwerte im Altersbereich zwischen 65 und 89 ganz gut zu unserem Mittelwert aus den ADAMS- und W-B-Daten passt. Dass der altersassoziierte Leistungsabfall insgesamt weniger stark ist, wäre zu vermuten: die meisten Studien mit anfallenden Stichproben untersuchen im hohen Altersbereich nicht systematisch alle Personen, sondern eher die Fitteren. Da würde man das erwarten. Unerwartet ist, dass unsere extrapolierten Mittelwerte für die beiden jüngsten Altersgruppen über den metaanalytisch abgeleiteten Mittelwerten liegen. Wir haben in den Daten aber keinen Hinweis darauf gefunden, dass der Altersverlauf in diesem Bereich nicht linear verläuft. +
  
 ===== Benennen ===== ===== Benennen =====
  
-Der Subtest Benennen ist ein sehr leichter Test. Gesunde Personen lösen alle Aufgaben bis ins höchste Alter mehr oder weniger fehlerfrei. Der Modalwert der richtigen Antworten liegt in allen Altersgruppen zwischen 13 und 14 (bei 15 Items).   +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Benennen|Testdokumentation]]
- +
-==== Verteilungseigenschaften ==== +
- +
-Aus der ADAMS-Studie lassen sich die Rohwertverteilungen für alle Altersgruppen zwischen 70 und 94 Jahren errechnen (**Abbildung 32**). Die Verteilung ist extrem schief, viele Personen jeden Alters erreichen die Testdecke von 15 Rohwerten.   +
- +
-{{:tests:cerad_bn_adams_verteilungsdichte.png}} +
- +
-**Abbildung 32: Verteilung der CERAD-BN-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
- +
-\\ +
-Dies hat zur Folge, dass der Test im oberen Leistungsbereich nicht mehr differenzieren kann. Man sieht das in der **Abbildung 33**, die die Flächentransformation der Rohwerte in IQ-Standardwerte zeigt. Werte unter einem IQ von 100 werden gut erfasst, solche oberhalb von 100 nur mangelhaft. +
- +
-{{:tests:cerad_bn_adams_iq-sw.png|}} +
- +
-**Abbildung 33: Transformation der ADAMS-CERAD-BN-Rohwerte in IQ-Standardwerte mit Hilfe von Flächentransformationen** +
- +
-\\ +
-**Abbildung 34** zeigt die Transformationskurven, nachdem die Werte innerhalb der vorhandenen Altersgruppen interpoliert (durch gleitende Mittelwertsbildung über drei Altersklassen, die älteste und jüngste sind unverändert) und nach unten extrapoliert wurden. +
- +
-{{:tests:cerad_bn_adams_iq-sw_interpoliert.png}} +
- +
-**Abbildung 34: Inter- und Extrapolation der Standardwerte** +
- +
-\\ +
-Bei der Normenstudie von Welsh-Bohmert sind die mitgeteilten Perzentilnormen angesichts der Schiefe der Verteilung viel zu grob. Wir beschränken uns deshalb auf die ADAMS-Normen. +
- +
-Die Linearisierung der Messskala erfolgt über die Flächentransformation.   +
-  +
-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-**Abbildung 35** zeigt die Mittelwerte aller relevanten möglichen Normquellen für den Subtest Benennen im Altersverlauf. Wieder sind die Daten aus Zufallsstichproben in rötlichen Farben, die aus anfallenden Stichproben in blauen und grünen Farben dargestellt.  +
- +
-{{:tests:cerad_bn_alle_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
- +
-**Abbildung 35: Mittlere BN-Leistungen im Altersverlauf** +
- +
-\\ +
-Bei diesem Subtest finden wir in den meisten Studien ähnliche Mittelwerte, auch über den Altersverlauf. Niedrigere Mittelwerte finden sich in der Studie von Murphy, ohne dass ein Grund ersichtlich wurde.   +
- +
-Hier gilt allerdings auch die methodische Anmerkung vom Abschnitt Wörterwiedererkennen: Mittelwerte sind bei schiefen Verteilungen keine guten Kennwerte. +
- +
-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
- +
-Beim Subtest Benennen benutzen wir nur die ADAMS-Studie  für die Normierung. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten (extrapolierten) Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
- +
-**Abbildung 36** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
- +
-{{:tests:cerad_bn_altersnormen.png|}} +
- +
-**Abbildung 36: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
- +
-Für gesunde Probanden hat der Subtest Benennen eine zu niedrige Testdecke. Der höchst erreichbare Rohwert 15 führt nur zu einem Leistungswert von 103. Bessere Leistungen kann der Test nicht messen. Nach unten lassen sich rund drei Standardabweichungen messtechnisch gut erfassen. Darin liegt ja auch der Sinn dieses Subtests. +
  
 ===== Figurenzeichnen ===== ===== Figurenzeichnen =====
  
-Figurenzeichnen ist ein Subtest der CERAD, der psychometrisch eher schwierig ist: zu einem geringen Wertevorrat kommt eine niedrige Testdecke.  +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Figurenzeichnen|Testdokumentation]]
- +
-==== Verteilungseigenschaften ==== +
- +
-Aus der ADAMS-Studie lassen sich die Rohwertverteilungen für alle Altersgruppen zwischen 70 und 94 Jahren errechnen (**Abbildung 37**). Man sieht, dass auch diese Verteilung sehr schief ist. Bei einem Rohwertbereich von 0 bis 11 liegt der Modalwert in allen Altersgruppen im Bereich zwischen 9 und 10. Gleichzeitig kommen praktisch keine Rohwerte unter 4 vor.  +
- +
-{{:tests:cerad_fz_adams_verteilungsdichte.png}} +
- +
-**Abbildung 37: Verteilung der CERAD-FZ-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
- +
-\\ +
-**Abbildung 38** zeigt die Flächentransformation der Rohwerte in IQ-Standardwerte. Hier fallen gewisse Unstetigkeiten im Verlauf auf, die man auch schon in der Verteilung sehen konnte. Sie rühren daher, dass die 11 Rohwertpunkte nicht aus unabhängigen Items stammen, sondern aus Bewertungen von vier Figuren, bei denen man zwischen 2 und 4 Punkte erhalten kann.   +
- +
-{{:tests:cerad_fz_adams_iq-sw.png|}} +
- +
-**Abbildung 38: Transformation der ADAMS-CERAD-FZ-Rohwerte in IQ-Standardwerte mit Hilfe von Flächentransformationen** +
- +
-\\ +
-**Abbildung 39** zeigt die Transformationskurven, nachdem die Werte innerhalb der vorhandenen Altersgruppen interpoliert (durch gleitende Mittelwertsbildung über drei Altersklassen, die älteste und jüngste sind unverändert) und nach unten extrapoliert wurden. Dabei wurden die Unstetigkeiten im Verlauf bewusst nicht geglättet, weil sie nicht  zufällig entstanden sind, sondern durch Konstruktionseigenarten des Subtests bedingt sind. +
- +
-{{:tests:cerad_fz_adams_iq-sw_interpoliert.png|}} +
- +
-**Abbildung 39: Inter- und Extrapolation der Standardwerte** +
- +
-\\ +
-Bei der Normenstudie von Welsh-Bohmert sind die mitgeteilten Perzentilnormen angesichts der Schiefe der Verteilung viel zu grob. Wir beschränken uns deshalb auf die ADAMS-Normen. +
- +
-Die Linearisierung der Messskala erfolgte wieder über die Flächentransformation. +
-  +
-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-**Abbildung 40** zeigt die Mittelwerte aller relevanten möglichen Normquellen für den Subtest Figurenzeichnen im Altersverlauf. Wieder sind die Daten aus Zufallsstichproben in rötlichen Farben, die aus anfallenden Stichproben in blauen und grünen Farben dargestellt.  +
- +
-{{:tests:cerad_fz_alle_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
- +
-**Abbildung 40: Mittlere FZ-Leistungen im Altersverlauf** +
- +
-\\ +
-Angesichts der Messschwäche dieses Subtests verwundert es nicht, dass die meisten Stichproben ähnliche Mittelwerte über den Altersverlauf aufweisen. Bei den beiden Ausreißern, Collie und Beeri, ist wieder unklar, warum sie niedrigere Mittelwerte aufweisen. Weiter gelten die zuvor angesprochenen Caveats hinsichtlich der Aussagekraft von Mittelwerten bei solchen Verteilungen. Beim Figurenzeichnen kommt noch hinzu, dass die Auswertungsregeln von Studie zu Studie sicher nicht einheitlich gehandhabt wurden. +
- +
-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
- +
-Beim Subtest Figurenzeichnen benutzen wir nur die ADAMS-Studie  für die Normierung. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten (extrapolierten) Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
- +
-**Abbildung 41** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
- +
-{{:tests:cerad_fz_altersnormen.png|}} +
- +
-**Abbildung 41: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
- +
-Für gesunde Probanden hat dieser Subtest eine viel zu niedrige Testdecke. Der höchst erreichbare Rohwert 11 führt so nur zu einem Leistungswert von 105. Bessere Leistungen kann der Test nicht messen. Nach unten lassen sich rund drei Standardabweichungen messtechnisch erfassen, allerdings nicht mit hoher Genauigkeit, wie man am großen Abstand der Rohwerte in der Zeichnung sieht. Der gesamte relevante Messbereich liegt zwischen 6 und 11 Rohwerten, mit sechs Messpunkten lässt sich nun mal nicht fein messen.+
  
 ===== Figurenabrufen ===== ===== Figurenabrufen =====
  
-Der Subtest Figurenabrufen wurde erst Mitte der 90er Jahre zur CERAD hinzugefügt und von Anwendern oft nur zögerlich eingeschlossen. Von den in Tabelle 2 angeführten Studien liefern nur ADAMS, Welsh-Bohmer, Monsch und Fillenbaum Daten, letztere allerdings gleich aus drei unterschiedlichen Studien. Für die Ableitung von Leistungswerten eignen sich die ADAMS-Daten am besten. Im Abschnitt //Beurteilung der Normquellen// werden wir sie mit den anderen vorliegenden Studien vergleichen und diese dabei auch näher erläutern. +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Figurenabrufen|Testdokumentation]]
- +
-==== Verteilungseigenschaften ==== +
- +
-Aus der ADAMS-Studie lassen sich die Rohwertverteilungen für alle Altersgruppen zwischen 70 und 94 Jahren errechnen (**Abbildung 42**).  Der Subtest Figurenabrufen hat eine fast symmetrische Verteilung und ist damit trotz des geringen Wertebereichs psychometrisch einfacher zu behandeln als das Figurenzeichnen mit seiner niedrigen Testdecke.  +
- +
-{{:tests:cerad_fa_adams_verteilungsdichte.png}} +
- +
-**Abbildung 42: Verteilung der CERAD-FA-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
- +
-\\ +
-Wie auf Grund der Verteilungsform zu erwarten, zeigt die Flächentransformation der Rohwerte in IQ-Standardwerte einen weitgehend linearen Verlauf, der sich gut mit linearen Trends fassen lässt (**Abbildung 43**).    +
- +
-{{:tests:cerad_fa_adams_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
- +
-**Abbildung 43: Transformation der ADAMS-CERAD-FA-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformationen (durchgezogene Linien) und als lineare Transformationen (gestrichelte Linien)** +
- +
-\\ +
- +
-Die Verteilung der Rohwerte entspricht approximativ einer Normalverteilung, was eine einfache lineare Umwandlung der Rohwerte in Leistungswerte gestattet. +
-  +
-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-Neben den ADAMS- und Monsch-Daten stehen die Daten von drei Stichproben zur Verfügung, die in der Arbeit von Fillenbaum et al. (2013)((Fillenbaum, G. G., Burchett, B. M., Unverzagt, F. W., Rexroth, D. F. & Welsh-Bohmer, K. (2011) Norms for CERAD Constructional Praxis Recall. The Clinical Neuropsychologist, 25, 1345-1358.)) zusammengefasst sind: +
-  - eine Zufallsstichprobe von Amerikanern afrikanischer Herkunft aus Indianapolis (Indiana) ohne krankhafte kognitive Störung (CDR-Score von 0), die zwischen 1997 und 2004 untersucht wurde (N=369) +
-  - eine Zufallsstichprobe von Amerikanern fast ausschließlich europäischer Herkunft aus Cache County (Utah) ohne krankhaft kognitive Störung (klinische Consensus-Diagnose, N=484). Diese Stichprobe ist die gleiche wie in Welsh-Bohmer et al. (2009)((Welsh-Bohmer, K. A., Ostbye, T., Sanders, L., Pieper, C. F., Hayden, K. M., Tschanz, J.T., et al. (2009) Neuropsychological performance in advanced age: Influences of demographic factors and apolipoprotein E: Findings from the Cache County Memory Study. The Clinical Neuropsychologist, 23, 77-99.)), aber neu in 5-Jahres-Klassen aufbereitet, weshalb wir sie hier vorziehen. +
-  - eine anfallende Stichprobe von Amerikanern europäischer Herkunft aus der ursprünglichen CERAD-Normstichprobe((Morris, J. C., Heyman, A., Mohs, R. C., Hughes, J. R., van Belle, G., Fillenbaum, G. et al. (1989). The Consortium to Establish a Registry for Alzheimer's Disease (CERAD). Part I. Clinical and neuropsychological assessment of Alzheimer's disease. Neurology, 39, 1159-1165.)) ohne krankhafte kognitive Störung (N=177). +
- +
-Keine dieser Stichprobe ist also eine für die gesamte USA repräsentative Studie, sondern nur eine Zufallsstichprobe aus unterschiedlichen und begrenzten Einzugsbereichen. Die Schulbildung der Indianapolis-Stichprobe (57% weniger als 12 Jahre) liegt deutlich unter der der beiden anderen Studien (17 bzw. 10% weniger als 12 Jahre).   +
- +
-**Abbildung 44** zeigt die Mittelwerte der fünf Normquellen für den Subtest Figurenzeichnen im Altersverlauf. Die von uns favorisierte Normquelle, die ADAMS-Stichprobe, liegt zwischen den beiden regionalen Zufallsstichproben, die eine sehr hoch gebildete (Cache County) und eine sehr wenig gebildete (Indianapolis) Population repräsentieren. Die Schweizer Stichprobe ist im oberen Leistungsbereich zu finden.   +
- +
-{{:tests:cerad_fa_alle_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
- +
-**Abbildung 44: Mittlere FZ-Leistungen im Altersverlauf** +
- +
-\\ +
- +
- +
-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
- +
-Beim Subtest Figurenabrufen benutzen wir nur die ADAMS-Studie  für die Normierung. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten (extrapolierten) Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
- +
-**Abbildung 45** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
- +
-{{:tests:cerad_fa_altersnormen.png|}} +
- +
-**Abbildung 45: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
- +
-Für junge und mittelalte Probanden ist auch dieser Subtest zu leicht. Der höchst erreichbare Rohwert 11 führt zu einem Leistungswert von 107, standardisiert auf die Leistungen der 60-64-Jährigen. Trotzdem ist der Subtest für seine eigentliche Aufgabe, die visuellen Gedächtnisdefizite alter Menschen zu erfassen, gut geeignet. Hier umfasst der messbare Leistungsbereich immerhin viereinhalb Standardabweichungen über 11 Messwerte hinweg. +
  
 ===== Lexikalische Wortflüssigkeit ===== ===== Lexikalische Wortflüssigkeit =====
  
-Die Baseler CERAD-Plus enthält noch einen weiteren Subtest (lexikalische oder phonematische Wortflüssigkeit, LWF), bei dem innerhalb einer Minute möglichst viele Wörter genannt werden müssen, die mit S anfangen. In der amerikanischen CERAD ist dieser Subtest nicht enthalten. Für die Normierung würde es in diesem Fall auch nicht nützen: Für diesen Subtest lassen sich Normen nur verwenden, wenn sie aus dem deutschen Sprachraum stammen. Die Wortproduktion zu einem Buchstaben hängt von der Vorkommenshäufigkeit des Buchstabens in der Alltagssprache ab und die ist über Sprachen hinweg unterschiedlich. Etwas ausführlicher wird dieser Gesichtspunkt in der Dokumentation zum [[tests:regensburger_wortfluessigkeitstest#formallexikalische_subtests|Regensburger Wortflüssigkeitstest (RWT)]] diskutiert.+siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Lexikalische Wortflüssigkeit|Testdokumentation]]
  
-Für die lexikalische Wortflüssigkeit gibt es deutsche Normen unseres Wissens nach nur in der Schweizer CERAD-Normierung und im RWT. Während die Schweizer Normen sich immerhin über drei Altersgruppen zwischen circa 60 und circa 85 Jahren erstrecken, gibt es in den RWT-Normen nur eine Altersgruppe im hier interessierenden Altersbereich, nämlich "über 65". Die Normierung des Subtests LWF gründet deshalb ausschließlich auf den Schweizer CERAD-Normen.  +===== Trail Making Test A =====
- +
-==== Verteilungseigenschaften ==== +
- +
-Im Allgemeinen haben Wortflüssigkeitstests ganz vernünftige Rohwertverteilungen. Dies ist so bei der CERAD-Version der semantischen Wortflüssigkeit (weiter oben in dieser Doku) und es ist auch so beim Regensburger Wortflüssigkeitstest (RWT). Empirische Daten dazu liegen nur aus dem RWT in Form von Perzentildaten vor. **Abbildung 46** zeigt die Rohwertverteilung des Subtests "S-Wörter" in der Ein-Minuten-Version des RWT für fünf Altersgruppen. +
- +
-{{:tests:cerad_lwf_rwt_verteilungsdichte.png}} +
- +
-**Abbildung 46: Verteilung der CERAD-LWF-Rohwerte in der Ein-Minuten-Version des S-Wörter-Subtests des RWT** +
- +
-\\ +
-Eine Flächentransformation der Rohwerte in IQ-Standardwerte ergibt - von den Randbereichen abgesehen - eine weitgehend lineare Beziehung. **Abbildung 47** zeigt für drei Altersgruppen die aus der Flächentransformation entstandene Kurve, zusammen mit den - nur aus den gut besetzten mittleren Leistungsbereichen berechneten - linearen Trendlinien.  +
- +
-{{:tests:cerad_lwf_rwt_iq-sw_mit_linearen_trends.png|}} +
- +
-**Abbildung 47: Transformation der CERAD-LWF-Rohwerte in der Ein-Minuten-Version des S-Wörter-Subtests des RWT in IQ-Standardwerte als Flächentransformation (durchgezogene Linie) und als lineare Transformation (gestrichelte Linien)** +
- +
-\\ +
-Wie man sieht, ist die lineare Approximation gut, an den Enden der Verteilung sicher besser als die Flächentransformation, die hier auch bei relativ großen Stichproben Zufallsschwankungen auf Grund kleiner Zahlen unterliegt. Unter der Annahme, dass die Verhältnisse in der Schweizer CERAD-Normierung ähnlich sind, können wir die dort angegebenen Mittelwerte und Standardabweichungen über die diversen Gruppen gewichtet mitteln und dies als Grundlage für eine einfache lineare Normierung nehmen. +
- +
- +
-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-Bei diesem Subtest gibt es nur zwei Quellen, Monsch und RWT, beides anfallende Stichproben, die bei anderen Subtests relativ hohe Mittelwerte im Vergleich zu Zufallsstichproben gezeigt haben. Hinzu kommt, dass die Altersnormierung des RWT im oberen Altersbereich ungenügend differenziert ist. Somit bleiben nur die Monsch-Normen. +
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-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
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-Für die Normierung des Subtests LWF wurde nur die Schweizer CERAD-Normierung ("Monsch" in **Tabelle 2**) verwendet. Wir haben die Mittelwerte und Standardabweichungen aller Teilstichproben pro Altersklasse gewichtet gemittelt und die Werte für 5-Jahres-Altersgruppen interpoliert. Die Leistungswerte wurden auch hier an den Leistungen der 60-64-Jährigen normiert. **Abbildung 48** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. +
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-{{:tests:cerad_lwf_altersnormen.png|}} +
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-**Abbildung 48: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen** +
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-\\ +
-In den **Abbildungen 49 und 50** vergleichen wir die Baseler CERAD-Mittelwerte und Standardabweichungen mit denen des RWT. In beiden Abbildungen sind die Altersgruppen jeweils mit dem Altersmittelpunkt der Altersgruppe eingetragen. Dies dürfte außer bei den äußeren Gruppen auch in etwa mit dem tatsächlichen Altersmittelwert der Gruppe zusammenfallen.  +
- +
-{{:tests:cerad_lwf_mittelwerte_im_altersverlauf.png}} +
- +
-**Abbildung 49: Mittelwerte der beiden Normquellen im Altersverlauf** +
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-\\ +
-{{:tests:cerad_lwf_standardabweichungen_im_altersverlauf.png}} +
- +
-**Abbildung 50: Standardabweichungen der beiden Normquellen im Altersverlauf** +
- +
-\\ +
-Hinsichtlich der Mittelwerte liegen Baseler Normen und RWT-Normen nicht allzu weit auseinander, vermutlich sind beide im Vergleich mit Zufallsstichproben zu hoch. Die Standardabweichungen fallen bei den Monsch-Stichproben relativ niedrig aus, vor allem bei der ältesten Gruppe. Dies hat zur Folge, dass die Altersnormgrenzen bei den ältesten Gruppen enger beieinander liegen als bei den jüngeren Gruppen. Auf Grund der RWT-Daten wäre nicht unbedingt von einer Korrelation zwischen Mittelwerten und Standardabweichungen über den Altersverlauf hinweg auszugehen, obwohl dies inhaltlich auch durchaus denkbar wäre. An Hand der vorliegenden Daten ist das nicht weiter beurteilbar.  +
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-===== Trail Making Test-A ===== +
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-Genau wie die MMSE sind auch die beiden Trail Making Tests zweimal in TDB2Online vorhanden: einmal als [[tests:trail_making_tests|eigenständige Verfahren]] mit der üblichen Definition der Leistungswerte auf der Basis der Leistungen von jungen Erwachsenen und einmal als Subtests der CERAD mit der Normierung auf der Basis von 60-64-Jährigen (dieser Abschnitt). Von den in Tabelle 2 angeführten Studien liefern nur ADAMS, Welsh-Bohmer, Monsch und Beeri Daten. Für die Ableitung von Leistungswerten eignen sich nur die ADAMS-Daten. Im Abschnitt //Beurteilung der Normquellen// werden wir sie mit den anderen vorliegenden Studien vergleichen und diese dabei auch näher erläutern. +
- +
-Bei den beiden Trail Making Tests bedeuten hohe Rohwerte (=lange Zeiten) schlechte Testleistungen. +
-==== Verteilungseigenschaften ==== +
- +
-Aus der ADAMS-Studie lassen sich die Rohwertverteilungen für alle Altersgruppen zwischen 70 und 94 Jahren errechnen (**Abbildung 51**). Der Subtest TMT-A hat eine extrem linksgipflige Verteilung. Kaum ein Proband über 70 schafft den Test in weniger als 25 Sekunden, die Modalwerte liegen etwa zwischen 45 und 65 Sekunden, und viele Probanden brauchen zwei Minuten und länger, was zu dem weit nach außen reichenden rechten Schenkel der Verteilung führt. +
- +
-{{:tests:cerad_tmt-a_adams_verteilungsdichte.png}} +
- +
-**Abbildung 51: Verteilung der CERAD-TMT-A-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
- +
-\\ +
-Für die Umwandlung der Rohwerte in Standardwerte kommt also nur eine Flächentransformation in Frage. **Abbildung 52** zeigt die entsprechende Beziehung, auch für die in den Altersbereich 60-69 extrapolierten Werte.    +
- +
-{{:tests:cerad_tmt-a_adams_iq-sw_interpoliert.png|}} +
- +
-**Abbildung 52: Transformation der ADAMS-CERAD-TMT-A-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformationen** +
- +
-\\ +
-Die Linearisierung der Rohwerte erfolgte über eine Flächentransformation auf der Grundlage der ADAMS-Daten. +
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-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
- +
-Von den in Tabelle 2 genannten Normierungsstudien haben vier auch Daten für TMT-A und TMT-B erhoben: ADAMS, Welsh-Bohmer, Monsch und Beeri. +
- +
-**Abbildung 53** zeigt die Mittelwerte dieser vier Normquellen für den Subtest TMT-A im Altersverlauf. Welsh-Bohmer, Beeri und Monsch liefern hier sehr ähnliche Daten. Die Verlaufskurve der ADAMS-Stichprobe liegt in allen Altersgruppen deutlich darüber. Ein Grund für die höheren Zeit-Rohwerte dürfte darin liegen, dass den Probanden in der ADAMS-Studie vergleichsweise viel Zeit zum Ausfüllen des Formulars gegeben wurde. Beim TMT-A wird sonst oft nach 90 Sekunden abgebrochen. Bei ADAMS kommen auch noch Zeiten von 6 oder 8 Minuten vor. Diese sehr hohen Werte verzerren die Mittelwerte nach oben. Man kann das leicht sehen, wenn man die Mittelwerte mit den Medianen der ADAMS-Studie vergleicht, die braun gestrichelt eingetragen sind: Die Mediane liegen deutlich unter den Mittelwerten. Bei so schiefen Verteilungen liefern Mittelwerte und Mediane meist unterschiedliche Werte.  +
- +
-Die schwarz gestrichelte Kurve, die auch noch auf der Abbildung zu sehen ist, stellt den Mittelwert der vielen Studien dar, die in die Normierung des [[tests:trail_making_tests|TMT-A als Einzeltest]] eingegangen sind. Man sieht, dass es zumindest auf der Ebene der Mittelwerte keine großen Abweichungen von den hier erfassten Normquellen gibt. +
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-{{:tests:cerad_tmt-a_adams_mittelwerte_im_altersverlauf.png|}} +
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-**Abbildung 53: Mittlere TMT-A-Rohwerte im Altersverlauf** +
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-==== Leistungs- und Altersnormen ==== +
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-Beim TMT-A benutzen wir nur die ADAMS-Studie  für die Normierung. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten (extrapolierten) Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
- +
-**Abbildung 54** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. An der Rohwertskala im Diagramm kann man noch einmal sehr schön die Skalenverzerrung der Zeitskala sehen: Der Unterschied zwischen 20 und 30 Sekunden ist auf der Fähigkeitsebene der Leistungswerte etwa so groß wie der Unterschied zwischen 60 und 120 Sekunden, nämlich jeweils etwa eine Standardabweichung. Man sieht allerdings auch, dass in den höheren Altersgruppen der Test wohl an seine Grenzen kommt. Jenseits einer Testdauer von 90 Sekunden kommen sicher viele motivationale Faktoren ins Spiel, auch hinsichtlich der Interaktion mit den Testleitern. +
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-{{:tests:cerad_tmt-a_adams_altersnormen.png|}} +
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-**Abbildung 54: Leistungswerte mit Rohwerten und Altersnormgrenzen**+
  
 +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Trail Making Test A|Testdokumentation]]
  
 ===== Trail Making Test B ===== ===== Trail Making Test B =====
  
-Die Beschreibung wird kurz gehalten, weil das meiste des [[tests:cerad-testbatterie#Trail Making Test-A|im letzten Abschnitt über den TMT-A Gesagte]] auch hier gilt.  +siehe ausführliche [[tests:cerad-testbatterie#Trail Making Test B|Testdokumentation]]
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-==== Verteilungseigenschaften ==== +
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-**Abbildung 55** zeigt die Rohwertverteilungen für alle Altersgruppen zwischen 70 und 94 Jahren. Die Verteilungen des TMT-sind weniger schief als die des TMT-A, vor allem bei den älteren Jahrgängen. Allerdings brauchen hier viele Probanden Zeiten von über 5 Minuten, was in der Praxis einer Demenz-Ambulanz wohl häufig zu einem Testabbruch führt. +
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-{{:tests:cerad_tmt-b_adams_verteilungsdichte.png}} +
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-**Abbildung 55: Verteilung der CERAD-TMT-B-Rohwerte in der ADAMS-Studie** +
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-Die Rohwerte wurden primär durch eine Flächentransformation in Standardwerte umgewandelt. Anschließend wurden die Kurven, die sich wegen der ungleichmäßigen Verläufe der Verteilungen teilweise überschnitten, durch Trendberechnungen über die Altersgruppen homogenisiert. **Abbildung 56** zeigt die entsprechenden Beziehungen, auch für die in den Altersbereich 60-69 extrapolierten Werte.   +
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-{{:tests:cerad_tmt-b_adams_iq-sw_interpoliert.png|}} +
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-**Abbildung 56: Transformation der ADAMS-CERAD-TMT-B-Rohwerte in IQ-Standardwerte als Flächentransformation** +
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-Die Linearisierung der Rohwerte erfolgte über eine Flächentransformation auf der Grundlage der ADAMS-Daten.  +
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-==== Beurteilung der Normquellen ==== +
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-Von den in Tabelle 2 genannten Normierungsstudien haben vier auch Daten für TMT-A und TMT-B erhoben: ADAMS, Welsh-Bohmer, Monsch und Beeri.  +
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-**Abbildung 53** zeigt die Mittelwerte dieser vier Normquellen für den Subtest TMT-B im Altersverlauf. Alle vier Studien liefern hier sehr ähnliche Daten. Auch ist der Unterschied zwischen den Mittelwerten und den Medianen bei der ADAMS-Studie nicht so groß wie beim TMT-A. Dies hängt mit der weniger schiefen Verteilung des TMT-B zusammen.  +
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-Die schwarz gestrichelte Kurve, die auch noch auf der Abbildung zu sehen ist, stellt den Mittelwert der vielen Studien dar, die in die Normierung des [[tests:trail_making_tests|TMT-B als Einzeltest]]  eingegangen sind. Wie schon beim TMT-A gibt es auch hier keine großen Abweichungen von den im Zuge der CERAD-Normierung erfassten Normquellen.  +
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-{{:tests:cerad_tmt-b_adams_mittelwerte_im_altersverlauf.png}} +
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-**Abbildung 57: Mittlere TMT-B-Rohwerte im Altersverlauf** +
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-Auch beim TMT-B benutzen wir nur die ADAMS-Studie für die Normierung. Die Leistungswerte selbst berechnen wir an der jüngsten (extrapolierten) Altersgruppe, den 60-64-Jährigen.  +
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-**Abbildung 58** zeigt die Umrechnung von Roh- in Leistungswerte und zusätzlich die Altersnormgrenzen für alle Altersgruppen. Für die jeweils leistungsstärkere Hälfte der einzelnen Altersgruppen funktioniert die Flächentransformation im Sinne einer Linearisierung des Skala. Bei den Leistungsschwächeren ist dies offensichtlich nicht mehr der Fall. Am unteren Ende der Skala (also bei den langen und sehr langen Bearbeitungszeiten) kommt der TMT-B zumindest in den höheren Altersgruppen an seine Grenzen.  +
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 Bis zum 14. August 2019 beruhten die in TDB2Online verwendeten CERAD-Normen ausschließlich auf zwei Quellen: Die Leistungswerte wurden aus den Perzentilverteilungen von Welsh et al. (1994)((Welsh, K. A., Butters, N., Mohs, R. C., Beekly, D., Edland, S., Fillenbaum, G. & Heyman, A. (1994) The consortium to establish a registry for Alzheimer's Disease (CERAD). Part V. A normative study of the neuropsychological battery. Neurology, 44, 609-614)) abgeleitet, für die Altersnormgrenzen wurden zusätzlich die Daten der Normierungsstudie der Baseler [[http://www.memoryclinic.ch|Memory Clinic]] verwendet. Diese inzwischen veraltete Normierung steht zu Vergleichszwecken in TDB2Online bis auf Weiteres noch unter dem Namen //CERAD alt// zur Verfügung. Bis zum 14. August 2019 beruhten die in TDB2Online verwendeten CERAD-Normen ausschließlich auf zwei Quellen: Die Leistungswerte wurden aus den Perzentilverteilungen von Welsh et al. (1994)((Welsh, K. A., Butters, N., Mohs, R. C., Beekly, D., Edland, S., Fillenbaum, G. & Heyman, A. (1994) The consortium to establish a registry for Alzheimer's Disease (CERAD). Part V. A normative study of the neuropsychological battery. Neurology, 44, 609-614)) abgeleitet, für die Altersnormgrenzen wurden zusätzlich die Daten der Normierungsstudie der Baseler [[http://www.memoryclinic.ch|Memory Clinic]] verwendet. Diese inzwischen veraltete Normierung steht zu Vergleichszwecken in TDB2Online bis auf Weiteres noch unter dem Namen //CERAD alt// zur Verfügung.
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 +===== Literatur =====
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 +#@VGW_ZM24_HTML@#
  • dokumentation/cerad-testbatterie.1626705067.txt.gz
  • Zuletzt geändert: 2021/07/19 14:31
  • von res