dokumentation:buchstaben-zahlen-spanne_bzs

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Abkürzung: BZS

Englische Bezeichnung: Letter Number Span (LNS)

Autoren: Gold et al., 19971)

Die Buchstaben-Zahlen-Spanne wurde erstmals 1997 von Gold et al. in einem Zeitschriftenartikel unter der Bezeichnung „Letter-Number (LN) Span“ beschrieben2). Er besteht aus 24 Aufgaben. Bei jeder Aufgabe wird mündlich eine Spanne von 2 bis 7 Buchstaben und Zahlen vorgelesen, jeweils vier Serien pro Spannenlänge in aufsteigender Schwierigkeit. Die Aufgabe besteht darin, die präsentierten Zahlen und Buchstaben (bei einer Vierer-Spanne z.B. 7-W-4-B) im Kopf zu ordnen und zuerst die Zahlen in aufsteigender Reihenfolge und dann die Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge aufzusagen (für das Beispiel: 4-7-B-W). Der Test kann abgebrochen werden, wenn bei einer Spannenlänge keine einzige richtige Anordnung erinnert wird. Maximal sind 24 richtige Antworten möglich.

Der Test fordert die Manipulation von Inhalten im Arbeitsgedächtnis. Die BZS wurde 2008 als Arbeitsgedächtnistest in die MATRICS Consensus Cognitive Battery3) aufgenommen, eine Testbatterie, die in besonderer Weise kognitive Einbußen bei schizophrenen Störungen erfassen soll. Holmen et al. (2009)4) beschrieben den Test unter Verweis auf die Arbeit von Gold et al. (1997) als University of Maryland Letter-Number Span.

Zeitgleich mit der Publikation von Gold et al. (1997) fand der Test auch Eingang in die WAIS-III5) unter der Bezeichnung „Letter-Number Sequencing“ (deutsche Bezeichnung im WIE6): Buchstaben-Zahlen-Folgen), allerdings in einer veränderten Form: pro Spanne werden nur drei Folgen präsentiert, dafür geht die Spannenlänge bis zu acht Elementen. Damit reichen die Rohwerte von 0 bis 21. Es gibt fünf Praxis-Items mit Spannenlängen von zwei bis drei.

Auch in der WAIS-IV7) wurde die Aufgabe beibehalten, allerdings in veränderter Form. Hier werden bei den Spannenlängen 2 sechs Aufgaben und bei der Spannenweite 3 sogar neun statt jeweils nur drei Aufgaben präsentiert, außerdem ist die Instruktion ausführlicher gestaltet. Damit können leistungsschwächere Personen, die mit der abstrakten Instruktion wenig anfangen können, die Aufgabe am Beispiel lernen. Bei den Spannenlängen 4 bis 8 gibt es wie im WIE jeweils drei Aufgaben. Damit reichen die Rohwerte in der WAIS-IV-Aufgabe von 0 bis 30.

Bei der Buchstaben-Zahlen-Spanne handelt es sich eher um eine Verfahrensanleitung als um einen standardisierten Test. Anders als bei den Subtests Buchstaben-Zahlen-Folgen von WIE und WAIS-IV gibt es hier kein standardisiertes Testmaterial. Das Material für die BZS lässt sich aber leicht selbst herstellen. In der Psychiatrischen Klinik der LMU arbeiten wir mit zwei parallelen Testformen, die ad hoc konstruiert wurden.

Die BZS beruht nicht auf Copyright-geschütztem Material. Alles für die Durchführung Nötige kann man selbst herstellen.

Nach der Instrukion erfolgt eine Übungsphase, in der vier Folgen (eine mit zwei Zeichen, eine mit drei und zwei mit vier Zeichen) präsentiert werden. Der Haupttest beginnt erst, wenn man sicher sein kann, dass die Instruktion verstanden wurde.

Im Haupttest werden jeweils vier Zeichenfolgen der Spannen 2 bis 7 präsentiert. Der Test soll abgebrochen werden, wenn alle vier Antworten bei einer Spannenlänge falsch waren. Die meisten Probanden bewältigen den Test in 5 Minuten, ein Zeitlimit gibt es nicht.

Es gibt nur einen Rohwert, die Summe der richtig beantworteten Aufgaben. Bei jeweils vier Präsentationen in den sechs Spannen von 2 bis 7 reichen die Rohwerte von 0 bis 24.

Die BZS wurde in der hier besprochenen Form im Rahmen der Normierung der Matrics-Testbatterie (Kern et al., 2008)8) durchgeführt, und zwar zusammen mit vielen anderen neuropsychologischen Tests, die zur Messung von kognitiven Leistungen bei schizophrenen Patienten eingesetzt werden. Bei der Erhebung der Normen war Repräsentativität angestrebt. Im Anhang der genannten Arbeit sind relativ grobe Normen für die Altersgruppen 20-39, 40-49 und 50-59 abgedruckt, die auf jeweils 100 Probanden beruhen. Wir verwenden die Werte der Altersgruppe 20-39 zur Erstellung von Leistungswerten.

Wir haben allerdings eine Änderung eingefügt: Die Standardabweichungen der drei Altersgruppen betragen 3,6, 2,9 und 3,3. Der Unterschied zwischen den ersten beiden Altersgruppen ist höchst unplausibel, da dürfte es sich mit einiger Sicherheit um eine Zufallsschwankung handeln. Wir haben als Standardabweichungen für diese beiden Gruppen den Mittelwert von 3,6 und 2,9, also 3,25 verwendet.

Ein Vergleich der BZS-Normen mit denen der entsprechenden Subtests aus WIE oder WAIS ist wegen der unterschiedlichen Gestaltung der Tests nicht möglich.

Von der MATRICS-Normierung liegen keine Verteilungsanalysen vor, sondern lediglich Mittelwerte und Standardabweichungen pro Altersgruppe. Es gibt deshalb keine andere Möglichkeit als eine lineare Standardisierung.

Abbildung 1 zeigt die Transformation der Werte jeder einzelnen Altersgruppe in IQ-Standardwerte. Man sieht, dass sich nur die ältesten Probanden (50–59) nennenswert von den 20–39-Jährigen unterscheiden. Zu den 40–49-Jährigen gibt es praktisch keinen Unterschied.

Abbildung 1: Lineare Transformation der BZS-Rohwerte in IQ-Standardwerte nach den MATRICS-Normen

Nach oben ist der Messbereich etwas begrenzt. Der maximale Rohwert von 24 führt bei 20–39-Jährigen nur zu einem IQ-Standardwert von 136. Höhere Leistungswerte sind nicht erreichbar mit diesem Test. Nach unten ist die Differenzierungsfähigkeit viel besser. Bei einem Test, der vor allem zur Quantifizierung von Leistungsdefiziten gedacht ist, ist das nicht unvernünftig.

Die Annahme einer Normalverteilung ist zumindest in den zentralen Bereichen der Verteilung gerechtfertigt, wie sich näherungsweise an den rekonstruierten Verteilungsdaten des (sehr ähnlichen) Subtests Buchstaben-Zahlen-Folgen in der WAIS-IV ablesen lässt.

Abbildung 2 zeigt die Leistungsnormen für die Buchstaben-Zahlen-Folgen.

Abbildung 2: Roh- und Leistungswerte für die BZF

Die Buchstaben-Zahlen-Spanne fand Eingang in TDB2 anlässlich einer wissenschaftlichen Untersuchung bei schizophrenen Patienten. Mit ihrem sehr engen Altersbereich der Normierung eignet sie sich nur mäßig gut für die Individualdiagnostik. Außerdem gibt es mit dem Subtest Buchstaben-Zahlen-Folgen in WIE und WAIS-IV sehr ähnliche Tests, die besser standardisiert sind.


1) , 2)
Gold, J. M., Carpenter, C., Randolph, C., Goldberg, T. E., & Weinberger, D. R. (1997). Auditory working memory and Wisconsin Card Sorting Test performance in schizophrenia. Archives of General Psychiatry, 54, 159-165.
3)
Nuechterlein, K. H., Green, M. F., Kern, R. S., Baade, L. E., et al. (2008). The MATRICS Consensus Cognitive Battery, Part 1: Test Selection, Reliability, and Validity. American Journal of Psychiatry, 165, 203-213.
4)
Holmen, A., Juuhl-Langseth, M., Thormodsen, R., Melle, I., & Rund, B. R. (2009). Neuropsychological profile in early-onset Schizophrenia-Spectrum disorders: Measured with the MATRICS battery. Schizophrenia Bulletin, 36, 852-859.
5)
Wechsler, D. (1997). Wechsler Adult Intelligence Scale - Third Edition. San Antonio, TX: The Psychological Corporation
6)
von Aster, M., Neubauer, A., & Horn, R. (2006). Wechsler Intelligenztest für Erwachsene WIE. Manual. Übersetzung und Adaptation der WAIS-III von David Wechsler. Frankfurt/M.: Pearson Assessment & Information GmbH.
7)
Petermann, F. (Hrsg.) (2012). Wechsler Adult Intelligence Scale - Fourth Edition. Deutschsprachige Adaptation der WAIS-IV von D. Wechsler. Frankfurt/M.: Pearson Assessment & Information GmbH.
8)
Kern, R. S., Nuechterlein, K. H., Green, M. F., Baade, L. E., Fenton, W. S., Gold, J. M. et al. (2008). The MATRICS Consensus Cognitive Battery, part 2: Co-norming and standardization. American Journal of Psychiatry, 165, 214-220.
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