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dokumentation [2021/08/25 15:26] – [Leistungswerte] res | dokumentation [2021/08/25 16:44] – [Leistungswerte bei Demenztests] res | ||
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In der neuropsychologischen Diagnostik steht die Messung und vergleichende Beurteilung von Defiziten in unterschiedlichen Leistungsdomänen im Vordergrund. Für diese Aufgabe ist eine absolute Maßeinheit ein bedeutender Vorteil, weil damit direkte Vergleiche über die Zeit und/oder über Domänen möglich sind. Leistungswerte machen Leistungen über verschiedene Testverfahren und Rohwertarten hinweg vergleichbar. Sie liefern einen übertragbaren Maßstab zur Beurteilung kognitiver Einzelleistungen in einer standardisierten Form. Der für die Interpretation ebenfalls notwendige Bezug zum Alter lässt sich – wie in den meisten anderen Bereichen der klinischen Diagnostik – durch Altersnormwerte herstellen. | In der neuropsychologischen Diagnostik steht die Messung und vergleichende Beurteilung von Defiziten in unterschiedlichen Leistungsdomänen im Vordergrund. Für diese Aufgabe ist eine absolute Maßeinheit ein bedeutender Vorteil, weil damit direkte Vergleiche über die Zeit und/oder über Domänen möglich sind. Leistungswerte machen Leistungen über verschiedene Testverfahren und Rohwertarten hinweg vergleichbar. Sie liefern einen übertragbaren Maßstab zur Beurteilung kognitiver Einzelleistungen in einer standardisierten Form. Der für die Interpretation ebenfalls notwendige Bezug zum Alter lässt sich – wie in den meisten anderen Bereichen der klinischen Diagnostik – durch Altersnormwerte herstellen. | ||
- | Leistungswerte werden idealerweise an einer Stichprobe junger Erwachsener etwa im Bereich zwischen 20 und 30 Jahren standardisiert. Die Begründung für die Wahl dieser Altersklasse liegt darin, dass zu diesem Zeitpunkt im Allgemeinen der individuelle Höhepunkt der kognitiven Leistungsfähigkeit in standardisierten Tests erreicht wird. (Eine Ausnahme machen lediglich Wissenstests. Hier liegt das Leistungsmaximum später, der Unterschied zu den Zwanzig- oder Dreißigjährigen ist aber gering.) Bei Personen, die jünger als 20 oder älter als 30 sind, nimmt die Leistung ab. Dabei gibt es große Unterschiede in der Abfallrate zwischen den Fähigkeitsdomänen. In manchen Bereichen (zum Beispiel fast alle verbalen Fähigkeiten) ist die Abfallrate sehr niedrig (Beispiel: [[dokumentation: | + | Leistungswerte werden idealerweise an einer Stichprobe junger Erwachsener etwa im Bereich zwischen 20 und 30 Jahren standardisiert. Die Begründung für die Wahl dieser Altersklasse liegt darin, dass zu diesem Zeitpunkt im Allgemeinen der individuelle Höhepunkt der kognitiven Leistungsfähigkeit in standardisierten Tests erreicht wird. (Eine Ausnahme machen lediglich Wissenstests. Hier liegt das Leistungsmaximum später, der Unterschied zu den Zwanzig- oder Dreißigjährigen ist aber gering.) Bei Personen, die jünger als 20 oder älter als 30 sind, nimmt die Leistung ab. Dabei gibt es große Unterschiede in der Abfallrate zwischen den Fähigkeitsdomänen. In manchen Bereichen (zum Beispiel fast alle verbalen Fähigkeiten) ist die Abfallrate sehr niedrig (Beispiel: [[tests: |
In prominenter Weise hatte David Wechsler dieses Prinzip mit seinen klassischen " | In prominenter Weise hatte David Wechsler dieses Prinzip mit seinen klassischen " | ||
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Die IQ-Skala wird meistens bei der Messung kognitiver Fähigkeiten benutzt, die T-Skala eher bei Persönlichkeitstests. Die in Deutschland bei Intelligenztests durchaus beliebte Standardwertskala mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 10 ist international kaum gebräuchlich. | Die IQ-Skala wird meistens bei der Messung kognitiver Fähigkeiten benutzt, die T-Skala eher bei Persönlichkeitstests. Die in Deutschland bei Intelligenztests durchaus beliebte Standardwertskala mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 10 ist international kaum gebräuchlich. | ||
- | Die besonderen numerischen Eigenschaften der IQ-Skala lassen sich an Hand der **Abbildung 1** erkennen. Am wichtigsten ist hier der Vergleich zwischen den Werten der IQ-Skala und den Werten der Prozentrangskala. Man sieht, dass ein IQ-Wert von 130 einem Prozentrang von 97,7 entspricht, was nichts anderes bedeutet, als dass 97,7 Prozent der Vergleichsstichprobe einen niedrigeren IQ als 130 haben und die restlichen 2,3 Prozent einen höheren. Zu jedem IQ-Wert gibt es einen entsprechenden Prozentrangwert, | + | Die besonderen numerischen Eigenschaften der IQ-Skala lassen sich an Hand der **Abbildung 1** erkennen. Am wichtigsten ist hier der Vergleich zwischen den Werten der IQ-Skala und den Werten der Prozentrangskala. Man sieht, dass ein IQ-Wert von 130 einem Prozentrang von 97,7 entspricht, was nichts anderes bedeutet, als dass 97,7 Prozent der Vergleichsstichprobe einen niedrigeren IQ als 130 haben und die restlichen 2,3 Prozent einen höheren. Zu jedem IQ-Wert gibt es einen entsprechenden Prozentrangwert, |
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- Die IQ-Skalierung dürfte die bei Leistungstests am häufigsten benutzte sein. Die T-Wert-Skalierung (50;10) ist zwar bei Persönlichkeitstests sehr gebräuchlich, | - Die IQ-Skalierung dürfte die bei Leistungstests am häufigsten benutzte sein. Die T-Wert-Skalierung (50;10) ist zwar bei Persönlichkeitstests sehr gebräuchlich, | ||
- | - Bei der verbalen Interpretation von Testbefunden hat die IQ-Skala den Vorteil, dass die mittleren 50 Prozent der Verteilung, ein Bereich, der in der Statistik häufig als Durchschnittsbereich (Interquartildifferenz) gewertet wird, zwischen den markanten Werten 90 und 110 liegt. Auch ein weiterer Durchschnittsbereich (plus/minus eine Standardabweichung) ist mit den Werten 85 und 115 noch gut markiert, auch wenn man bei stetig verteilten Variablen gute Gründe braucht, um fast 70 Prozent einer Verteilung als „Durchschnitt“ zu bezeichnen. Die IQ-Skala macht es einem damit relativ leicht, Wechslers verbale Charakterisierung der kognitiven Leistungshöhe zu übernehmen (siehe dazu die Tabelle 1 im Abschnitt [[dokumentation# | + | - Bei der verbalen Interpretation von Testbefunden hat die IQ-Skala den Vorteil, dass die mittleren 50 Prozent der Verteilung, ein Bereich, der in der Statistik häufig als Durchschnittsbereich (Interquartildifferenz) gewertet wird, zwischen den markanten Werten 90 und 110 liegt. Auch ein weiterer Durchschnittsbereich (plus/minus eine Standardabweichung) ist mit den Werten 85 und 115 noch gut markiert, auch wenn man bei stetig verteilten Variablen gute Gründe braucht, um fast 70 Prozent einer Verteilung als „Durchschnitt“ zu bezeichnen. Die IQ-Skala macht es einem damit relativ leicht, Wechslers verbale Charakterisierung der kognitiven Leistungshöhe zu übernehmen (siehe dazu die Tabelle 1 im Abschnitt [[dokumentation# |
===== Berechnung von Leistungswerten ===== | ===== Berechnung von Leistungswerten ===== | ||
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TDB2Online verfolgt das Ziel einer reinen Leistungsmessung auf einer Skala, die für alle verwendeten Messinstrumente vergleichbar ist. Die Interpretation eines Messwerts im Hinblick auf das Alter des Patienten wird mit Hilfsmitteln erleichtert, | TDB2Online verfolgt das Ziel einer reinen Leistungsmessung auf einer Skala, die für alle verwendeten Messinstrumente vergleichbar ist. Die Interpretation eines Messwerts im Hinblick auf das Alter des Patienten wird mit Hilfsmitteln erleichtert, | ||
- | Für die Leistungsmessung wird nach Möglichkeit eine Skalierung benutzt, die die Testleistung gesunder Erwachsener auf dem lebenszeitlichen Höhepunkt ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit zum Maßstab der Darstellung macht. Das Verfahren ist keineswegs neu. Es entspricht im Prinzip Wechslers „Wertpunkten“, | + | Für die Leistungsmessung wird nach Möglichkeit eine Skalierung benutzt, die die Testleistung gesunder Erwachsener auf dem lebenszeitlichen Höhepunkt ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit zum Maßstab der Darstellung macht. Das Verfahren ist keineswegs neu. Es entspricht im Prinzip Wechslers „Wertpunkten“, |
==== Leistungswerte bei Demenztests ==== | ==== Leistungswerte bei Demenztests ==== | ||
- | Bei vielen Testverfahren, | + | Bei vielen Testverfahren, |
===== Berechnung von altersnormierten Werten ===== | ===== Berechnung von altersnormierten Werten ===== |